Ostsee-Umrundung | gesamt 672 km
Świętouść (POL) – Mrzezyno (POL) | Tag 9 | heute 55 km
Es ist 11.30 Uhr bis wir abfahrbereit sind. Es war eine laute und unruhige Nacht, auf dem Platz wird viel Party gemacht und Spaß gehabt, wir waren ja selbst bis nach Mitternacht unterwegs. Wir haben darüber nachgedacht, heute einen Tag auszusetzen zur Regeneration, aber es ist zu bedeckt für den Strand und bestes Radfahrwetter.
So verabschieden uns nochmal kurz von Oli und seiner Familie, und dann geht’s los. Wir verlassen den Coserow See und fahren auf einem Radweg entlang einer vielbefahrenen Landstraße 5 km bis zur Zugbrücke über den Fluss Dziwna. Die Landstraße führt auch von Swinemünde aus hierhin, ist aber ohne Radweg und stark befahren, also nicht zu empfehlen. Da war der Nationalpark viel schöner. Trotzdem sind wir froh, heute mal glatten Asphalt unter den Reifen zu haben, auf dem wir fröhlich dahinradeln.
Unterwegs in der Woiwodschaft Westpommern
Es folgt ein Stück über idyllische Waldwege, leicht verwurzelt und teils sandig, aber gut fahrbar, ehe wir in Pobierowo, Woiwodschaft Westpommern, Kaffeepause einlegen und das erste WLAN seit drei Tagen nutzen können. Der Küstenabschnitt ab hier erinnert uns an spanische Promenaden, es ist voll, und ein Restaurant folgt scheinbar endlos dem nächsten. Meist sind es Polen, ab und an auch Deutsche. Während der Fahrt fährt ein Auto mit Kennzeichen HS an uns vorbei, und wir kommen kurz ins Gespräch. Sie sind aus Hückelhoven, einer Stadt nicht weit von unserer Heimat.
Dill und Gurken
Wir legen schon bei Kilometer 32 die nächste Pause ein und essen an einem Marktstand am Leuchtturm in Niechorze ein Brot mit Schmalz und eingelegter Gurke. Neben Dill, der an vielen Gerichten zu finden ist, haben Gurken einen hohen Stellenwert in der traditionellen polnischen Küche. Das ist offensichtlich und sehr lecker! Anschließend ein Eis und es geht weiter. Heute läuft es mit halber Kraft zur Schonung der Ressourcen. Wir hoffen bald schmerzfrei die 100 km pro Tag zu erreichen. Dafür müssen wir vielleicht einen Erholungstag einlegen, wir lassen unseren Körper seit 9 Tagen nicht zur Ruhe kommen.
Wir freuen uns über die recht guten Radwege und Straßen und den heutigen Rückenwind, aber Tristan braucht etwas Ruhe. Ich brauche auch Schlaf, der Durchschnitt dürfte bei mir bei circa fünf Stunden liegen, das geht zusammen mit der körperlichen Anstrengung an die Substanz.
Polnische Radwege
Natürlich kommt zum Abschluss des Tages noch ein knapp 15 Kilometer langes Stück grobes Kopfsteinpflaster und kleine Betonplatten, die uns nochmal ordentlich durchrütteln. Das Universum hat offensichtlich verstanden, dass wir uns mehr davon wünschen, weil wir immer darauf unterwegs sind. Aber nein, das ist nicht so! Kurz überlegen wir in den Dünen zu bleiben für die Nacht, aber es ist Militärgebiet und wir entdecken ausdrückliche Verbotsschilder.
So kommen wir gegen 18 Uhr auf einen kleinen Campingplatz in Mrzezyno, wir erhoffen uns hier mehr Ruhe als auf dem Letzten. Wir bauen das Zelt auf und gehen eine Runde in die kleine Stadt mit Hafen. Dort sehen wir direkt zwei vollgepackte Reiseräder, man entwickelt schnell ein Auge dafür, wenn man als Reiseradler unterwegs ist. Sie gehören Thomas aus Rostock und Benny aus Greifswald, die heute ihren ersten von zehn Tagen an der polnischen Küste unterwegs waren. Sie haben das gleiche Pensum wie wir – wirken aber etwas frischer auf uns als wir selbst heute!
Wir machen ein Foto fürs Radreiseglück Album und nachdem wir uns verabschiedet haben, läuft Thomas uns hinterher und bringt mir meine Tasche, die ich stehen gelassen hatte beim Foto. Danke, Thomas, das wäre was geworden… Die zwei machen sich auf die Suche nach einem Platz zum Biwakieren und sind mit einem Tarp unterwegs, einem Regenschutz, den man über seinen Schlafplatz spannen kann. Biwakieren ist kein wildes Zelten und in der Regel überall erlaubt.
Wir essen im Fischereihafen Spaghetti Bolognese, und müssen beide schmunzeln. Satt sind wir nicht, und so teilen wir uns noch eine große 42 cm Pizza Margherita. Was wollen uns unsere Körper wohl sagen?
Morgen früh soll es regnen, wir hoffen die Zeit abpassen und vorher abbauen zu können. Das wäre vor sieben. Die zentrale aller Fragen: Schaffen wir das?
1 Kommentar
Moin Bernd! Schön von euch zu hören ?
Wir haben einen tollen Platz im Militär – Wald gefunden.
Alles Gute euch! Ich bleib hier im Blog dran!
Lieben Gruß, Benny und Thomas