Unterwegs an Nord- und Ostküste mit dem ZDF Fernsehteam für Terra Xpress
Euch hat Teil 1 der Bornholm Radreise gefallen? Dann kommt jetzt Teil 2 unserer Radreise über Bornholm, begleitet vom Terra Xpress Fernsehteam. Was für eine wundervolle Tour – doch lest selbst!
Bornholm Tag 2 – Nord- und Ostküste
Einen Wecker braucht es nicht, buntes Vogelgezwitscher weckt uns zusammen mit dem Morgengrauen. „Wo sind wir nochmal? Ach ja, auf unserer Bornholm Radreise“, sammeln sich rasch meine Gedanken, während der Wind sanft das Zelt streichelt. Hier im Inland ist er nicht ganz so heftig wie unmittelbar an der Küste. Ich bin immer wieder glücklich, wenn ich in meinen warmen Schlafsack gekuschelt Vogelstimmen lauschen darf. Manche erkenne ich, doch bei vielen denke ich noch etwas schlaftrunken, ob ich die Bestimmungsapp anwerfen soll. Nein, einfach lauschen und glücklich sein!
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Wiesenfrühstück
Haferfrühstück und dampfender Kaffee bringen uns auf die Beine. Durch den Wind ist das Zelt vollständig trocken geblieben, etwas, das wir von warmen Sommernächten nicht kennen. Im Sommer ist das Zelt von außen durch den Tau fast immer feucht, und es braucht erst die wärmenden Sonnenstrahlen, damit es trocken wird. So aber können wir es sofort einpacken und es geht weiter über den Hügel hinab in den Ort Allinge. „Ein Café wäre jetzt schön“, murmelt Susanne, es dürstet uns nach süßem Kuchen, und unsere Wasservorräte sind aufgebraucht.
Tipp: Da kommt das Café Schweizerkonditoriet (Kirkegade 9, Allinge) gerade recht. Der Kuchen auf Bornholm ist superlecker. Es liegt wohl daran, dass hier noch an vielen Stellen dank zeitintensiver Distanz zum Festland selbst gebacken wird. Und nebenher dürfen wir unsere Wasserflaschen auffüllen!




Drehstart am Hafen von Allinge
Im kleinen Hafen von Allinge treffen wir auf unser Fernsehteam, das in den technischen Vorbereitungen steckt. Während ich meinen persönlichen Lieblingsarbeitsplatz zum Social Media Posten auf einem Stein am Hafen finde, entdecken sie dies als Motiv. „Wie hat sich dein Arbeitsplatz verändert, seitdem du den Job gewechselt hast?“, fragen sie. Und auch wenn mein Arbeitsplatz außerhalb der Touren oft zu Hause am Rechner ist, zaubern mir solche Arbeitsplätze auf Tour immer ein glückliches Lächeln ins Gesicht. Wenn ich dann hochschaue und über das azurblaue Meer zum Horizont blicke, entwickelt sich Kreativität von ganz alleine. Klar, wem würde es anders gehen.

Heute steht die Nordküste auf dem Programm. Wir möchten etwa 50 km schaffen, um dann morgen unsere Bornholm Umrundung zu vollenden. Doch wird das mit den Unterbrechungen der Dreharbeiten so funktionieren, oder werden wir die Insel morgen diagonal abkürzen müssen? Wir werden sehen.
Bizarre Nordküste
Dawid begleitet uns auf den ersten Kilometern wieder mit dem Rad. Die exzellenten Radwege verlaufen beidseitig der Straße mit stetem Blick auf die etwa 30 Meter tiefer liegende Ostsee. Durch die hohen Hügel ist sie geschützt vor dem strengen Westwind. Kleine Wellen laufen sanft ans Ufer, das sich hier an der Nordküste durch seine bizarren Gesteinsformationen auszeichnet. Zum Baden eignen sich hier allenfalls privat oder durch Hotels im Gestein angelegte kleine natürliche Pools oder Stege. Der Blick gleitet immer wieder vorausschauend über Gestein und Hügel zu den nächstgelegenen Buchten und kleinen Dörfern. „Genau das richtige für die Drohne“, meint Dawid, und wir lassen Clemens zu unserem aktuellen Standpunkt kommen.

Drohnenfahrt
Nachdem die Technik steht, geht’s los, und wir radeln die Traumstrecke mehrmals ab, bis alles aus verschiedenen Perspektiven mit Kamera und Drohne im Kasten ist. Am Ende des Tages bringt so ein Dreh mit Sicherheit ein paar Extrakilometerchen auf den Tacho. „Wenn ich die Original gpx-Datei zur Verfügung stelle, denken Nachfahrende, dass wir an dieser Stelle wohl durchgedreht sind“, denke ich lachend!
Manchmal fragen wir, wie wir uns am besten verhalten sollen. „Ganz organisch“, sagt Clemens dann, eine Formulierung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und eigentlich auch die einzig Sinnvolle ist. Dawid und Clemens verabschieden sich, um den zweiten Kameramann aus Rønne abzuholen.



Pace!
„Jetzt wird Pace gemacht, soviel Zeit zum Fahren finden wir heute nicht mehr!“, sage ich zu Susanne. Und so machen wir es – bis wir nach etwa 15 Kilometern in dem 760 Seelen Städtchen Gudhjem unserem Hunger erliegen.
Tipp: Direkt an der Strecke gelegen, kommt uns das Restaurant „Hos Mette“ wie gerufen. Ein erstklassiger Burger sorgt für frische Kraft, während wir perfekt getimt ein kleines Regengebiet durchziehen lassen. Emma bedient uns, und ich frage sie, was das Leben auf Bornholm für sie ausmacht. „Bornholm ist, als seien die schönsten Stellen der Ostsee an einem Ort versammelt“, sagt sie träumerisch lächelnd. Ja, das trifft es wohl.

Etwa 10 km weiter meldet sich das Fernsehteam telefonisch und wir schicken unseren Standort. Wir sind mittlerweile am anderen Ende der Insel, und so bleibt uns nochmal eine halbe Stunde für weitere Kilometer und Ruhe entlang der gelben Pracht blühender Wildtulpen und Rapsfelder, die sich hier im Norden mit duftenden Wäldern voller weiß blühendem Bärlauch abwechseln.



Wir passieren auf derm hervorragenden EuroVelo 10 malerische Orte und Windmühlen und umfahren die Nordostspitze mit dem kleinen rötlichen Leuchtturm von Svaneke. Den erreichst du mit einem kleinen Abstecher von der Radroute.





Ostküste – ein Wasservögelparadies
Die Küstenlandschaft verändert sich an der Ostküste abermals. War sie gerade noch geprägt von bizarrem Gestein, wird die Küste nun flach. Seetang liegt am sandigeren Uferbereich und Wasservögel suchen ihre Nahrung in der durch die windabgewandte Lage absolut ruhigen Ostsee. Die flache Ebene kommt uns für ein bisschen Geschwindigkeit entgegen, und so findet uns das Team erst kurz vor Nexø, dem zweitgrößten Ort der Insel.

Geballte Kamerapower im Naturparadies
Wir beschließen, eine Strecke direkt nach dem Ort für weitere Aufnahmen zu nutzen. Der eingeschiffte Kameramann Tobias hat sein gefühlt Tonnen schweres Stativ aufgebaut und filmt uns, während wir einen kleinen rauen Wanderweg an der Küste entlangrappeln. Clemens bringt unterdessen parallel die Drohne zum Einsatz.
Zwischendurch bleiben alle immer wieder ungläubig stehen, und atmen die Szenerie ein. Denn im Uferschutzgebiet zeigt sich uns ein Bild wie aus einem Naturfilm, nur in 3D, mit einem frischen Meeresduft und dem natürlichsten Raumklang der Welt. Hunderte Watvögel, Kormorane, Möwen, Enten und Schwäne schnattern und rufen um uns herum. Unsere Anwesenheit kümmert sie nicht weiter, ein Schwan brütet auf seinem großen Nest gerade einmal 30 Meter entfernt. „Hier müssen meine Eltern mal hin“, sagt Clemens versunken mit Blick auf das Naturschauspiel.

Sheltersuche live
Ein Abschlussdreh muss her, und das Team möchte uns bei der Suche nach einem Shelter live begleiten. Ich habe längst einen herausgesucht, direkt am Meer, sowie einen Zeltplatz als Plan B. Das Team fährt voraus zum etwa 6 km entfernten Shelter, damit es auch eine echte Ankunft zu filmen gibt. Doch als wir ankommen, läuft die Kamera nicht. Einige betrunkene Jugendliche nutzten den direkt neben einem Campingplatz und einer Gaststätte gelegenen Shelter zum lautstarken Feiern. Sie überlassen uns zwar zunächst das Feld, doch Tzaziki & Co sind längst auf den Schlafplätzen des Shelters verteilt, und wir antizipieren eine ruhelose Nacht, zumal dieser Shelter komplett offen zur Seeseite ist.

Plan B
Als alter Projekter habe ich natürlich immer einen Plan B in der Tasche, der für gut befunden wird. Das Team fährt weitere 6 km voraus, während wir dem Radweg folgen, der in diesem Bereich nur noch ab und an die Ostsee touchiert. Bereits an der Südostspitze erkennen wir einen erneuten Wandel der Küstenlandschaft, ein Sandstrand blitzt durch die Bäume.
Als wir gegen halb acht am Ziel ankommen, müssen wir den freien Zeltplatz zunächst suchen. Auf dem GPS liegt er nur einige Meter rechts von uns. Doch ich sehe schon Tobias und Dawid grinsend hinter einer Düne und weiß sofort, dass es hier klappen wird.
Traumspot
Wir wuchten unsere schweren Räder über die Dünen, schieben sie einige Meter am Strand gegen den ordentlichen Wind neben der laut rauschenden Brandung entlang und entdecken den Campspot knapp hinter den Dünen. Ein kleiner Holzsteg fordert uns, wir müssen unser Gepäck abnehmen. Und dann, ja dann stehen wir vollkommen verzaubert und sprachlos an einem unglaublichen Campspot.

Nur die Dünen trennen uns von der Ostsee und wir haben den Platz, der maximal Raum für 4 Zelte hat, ganz für uns. Momente, wie sie auf Radreise nicht schöner sein können, und die natürlich auch zum Filmen nicht besser daher kommen können. Das Filmteam zeichnet unseren Zeltaufbau auf, Outdoor Vergnügen pur.

Wir sind beide froh, dass wir vom Vorabend in Übung sind. Entspannt sitzen wir im Zelteingang, als Dawid uns noch ein paar Fragen zum Abschluss stellt. Dann verabschiedet sich das Team und überlässt uns der Natur.
Der Campingkocher beschert uns Nudeln mit Brokkoli, wir sind ganz eins mit der Natur, der Ostsee und uns, während die Sonne im Westen über dem Meer versinkt. Ich kann nicht genug bekommen von diesem Blick, er wird sicher für lange Zeit tief eingebrannt in unsere Seelen einer dieser lebensnotwendigen Energiebringer sein. Wenn du in schwierigeren Tagen etwas Energie brauchst, schließt du dann einfach die Augen und denkst dich zurück.

Wenig später muckeln wir uns in unsere warmen Schlafsäcke und lauschen dem unendlichen Rauschen der Brandung. Wäre es Straßenlärm, würde er uns stören. So aber wiegt er uns in einen tiefen Schlaf.
Teil 3 unserer Bornholm Radreise folgt in Kürze – freut euch auf tolle Bilder und Videos!
2 Kommentare
Meine Frau und ich haben Bornholm diverse Male besucht und die Insel lieben gelernt.
Eure Schilderungen, die Fotos/das Video geben diese „Trauminsel“ sehr gut wieder. Wer Skandinavien in klein erleben möchte, sollte Bornholm unbedingt für sich entdecken: Malerische Orte, Rundkirchen, ein großer Wald in der Inselmitte und ein Traumstrand im Süden, an eurem Zeltplatz.
Rügen liegt auf dem Weg und ist auch einen Zusatzaufenthalt wert.
Mit Interesse warte ich auf Teil 3 der Bornholmtour. Macht weiter so!!
Hab ganz herzlichen Dank für deinen wertschätzenden Kommentar. Auch wenn es einfach super viel Spaß macht, steckt oft auch ganz schön viel Zeit und Arbeit dahinter, um es für den Blog schön aufzubereiten. Da freuen wir uns über eine so nette Motivation doppelt!
Skandinavien in klein trifft es sehr gut! Der Wald in der Inselmitte blieb uns verborgen und möchte irgendwann noch entdeckt werden. Überhaupt sind wir sicher, dass es noch so unendlich viel auf Bornholm zu entdecken gibt!
Was kannst du auf Rügen empfehlen?
Teil 3 ist in Arbeit, wir freuen uns schon darauf, morgen die Fotos zu sichten und zu bearbeiten!