Unterwegs mit dem ZDF Fernsehteam für Terra Xpress
„Haben Sie Lust einen Fernsehbeitrag für die ZDF Sendung Terra Xpress zu Ihrer Radreise um die Ostsee zu drehen?“ Als Anfang April diese E-Mail hereinschneit, muss ich nicht lange überlegen. Na klar! Dass es dann bereits 5 Wochen später los geht zu einer dreitägigen Bornholm Radreise, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Pläne schmieden für eine Bornholm Radreise
Unsere Corona geschädigte Konstitution ließ uns auch durchaus zweifeln, ob wir es schaffen können. Doch nach unserer Gardasee Reise ging es bergauf. Die Planungen für Bornholm wurden immer konkreter, ich plante die Route, suchte attraktive Drehorte nahe der Küste und stimmte einen Zeitraum ab. 5 Tage wollten wir auf der Insel bleiben. Doch beim Prüfen der Fähren stellte ich schnell fest, dass sie zu dieser Jahreszeit von Deutschland nur einmal täglich Donnerstag gegen 11 Uhr hin- und Sonntag um 8 Uhr zurückfährt. Das verkürzte unsere Fahrtage auf 3 Tage. Die bange Frage: Reicht das aus, um die Insel zu umrunden und gleichzeitig mit dem Filmteam gute Aufnahmen zu machen?
EuroVelo 10 und Bornholm
Bornholm wurde 2019 zum EuroVelo 10 hinzugefügt. Als ich im Hafen von Ystad bei meiner Osteeumrundung die Wahl hatte, Bornholm im Dauerregen zu bewundern oder auf später zu verschieben, war es wohl Schicksal, dass ich mich für die zweite Variante entschied. So kann Susanne mich nun begleiten. Während 8.500 km Tour hielt sie zu Hause die Stellung – und ließ Tristan und mich ohne mit der Wimper zu Zucken für über 100 Tage los.
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Bornholm Tag 1 – Westküste
Überfahrt nach Rønne
Gespannt stehen wir mit einigen versprengten Reiseradlern und Backpackern, sowie einer Konfirmandengruppe aus Greifswald mitsamt sympathischem Radreise Pastor, am separaten Fähreingang an der Fähre im Fährhafen Sassnitz auf Rügen. Es ist sauwindig, der Fährmitarbeiter merkt kritisch an: „Das wird eine bewegte Überfahrt für euch!“ „Psssssst“, gebe ich ihm ein Zeichen und nicke Richtung Susanne, die mich auf der Tour begleitet. Sie hat eh schon Bammel vor der Überfahrt.



Ich warte auf Deck, als Dawid um die Ecke kommt. Er ist freier Journalist und Autor aus Berlin und begleitet uns zusammen mit Clemens, der für Ton und Film zuständig ist. Bei einem Kaffee kommen wir ins Gespräch und besprechen die Eckpunkte unserer Planungen für die kommenden beiden Tage. Dawid beauftragt uns, zusätzlich ein Videotagebuch zu führen, bevor wir mit ersten Aufnahmen an der Reling des Sonnendecks beginnen. Strahlend blauer Himmel, weißes Schiff, dunkelblaue Ostsee. Perfekt für erste Sehnsuchtsbilder.



Von Rønne in den Norden
Etwa 3 Stunden später legen wir im Hafenort Rønne an. Mehrere GoPros werden an den Fahrrädern installiert, Susanne und ich werden mit Mikros ausgestattet. Wir starten mit ersten Aufnahmen von der Ankunft, dann geht’s um 17 Uhr endlich los, und wir radeln nordwärts. Der aalglatte Radweg führt uns aus Rønne flach entlang der sich am Damm in wilder Gischt brechenden Ostseewellen, und wir können uns schon hier nicht der Magie der Ostsee entziehen. Ein kurzer Stopp für erste Fotos an einem kurzen Strandabschnitt der Westküste folgt. Wir sollen uns unterdessen ganz natürlich unterhalten. Was sich anfangs noch etwas künstlich anfühlt, geht rasch ins Natürliche über, denn mit der Zeit gewöhnen wir uns an die Mikros. Okay, das Lästern kommt ein bisschen kürzer als sonst ;).



Während wir auf natürlichen Waldwegen unterwegs sind, wie wir sie aus Polen und Litauen kennen, fährt Clemens mit seinem schwarzen VW-Bus zu einer Stelle kurz nach Hasle Haven, einem der größten Häfen Bornholms, dessen Hafendamm ins Meer hinein von einer Reihe schwedisch anmutender Holzhäuser gesäumt ist. Wir denken, dass sich hier ein Dreh lohnt, denn der Radweg folgt auf einer Länge von 4 Kilometern fernab idyllisch direkt der Küstenlinie. Es ist auch ein perfektes Drohnen-Szenario, doch die Software macht einen Strich durch die Rechnung und wir verschieben die Drohnen Aufnahmen auf den nächsten Tag, nachdem wir einige Aufnahmen im Kasten der Fernsehkamera haben.
Auf Sheltersuche bis in die Nacht
Das Drehteam macht Feierabend, während wir noch etwa 20 Kilometer zurücklegen wollen, um unser Tagesziel von 30 Kilometern erreichen zu können. Übernachten wollen wir hier auf Bornholm in Sheltern, kleinen einfachen Schutzhütten, in denen man für eine Nacht unterkommt und sich den Auf- und Abbau eines Zelts spart. Wir finden sie mit Hilfe der Shelter App, die es zwar nur auf dänisch gibt, die jedoch dafür eine top Übersicht aller verfügbarer Shelter auf Bornholm und in ganz Dänemark gibt. Wir passieren auf dem wunderbaren Weg den kleinen Hafen des kleinen Fischerdorfs Helligpeder, ehe wir uns von der flachen, das Meer direkt begleitenden Route, verabschieden. Hier wechselt die Küste in eine Felsenküste. Links vom Weg erspähen wir dann auch schon den ersten Shelter, der sogar frei ist, denn hier gilt: First come first serve!


Jons Kapelle und Burgruine Hammershus
Doch wir wollen noch einige Kilometer machen und so entscheiden wir uns weiterzufahren. Oder sagen wir lieber zu schieben, denn es geht unmittelbar mit etwa 20% Steigung eine Art Treppenweg hinauf. Die Landschaft wird nun hügelig. Unweit unseres Standorts liegt Jons Kapel, eine durch die Wellen ins Gestein geschlagene Grotte. Der Sage nach ließ sich hier Jon nieder, um die Bornholmer christlich zu missionieren. Als immer mehr Bornholmer in seine Grotte kamen, predigte er von einer Felsenklippe. Ein Weg mit weit über 100 Stufen führt hinunter zum Strand zu Jons Kapelle. Ich bin gespannt, wie viele Stufen du zählst! Schreib es in die Kommentare!
Der Weg führt etwas von der Küste weg und lässt uns bei Sonnenuntergang staunend vor der Burgruine Hammershus aus dem 13. Jahrhundert stehen. Rot glühend versinkt die Sonne hinter der größten Burgruine Nordeuropas. Eine 750 Meter lange Ringmauer umgibt die 74 Meter über der Ostsee auf einer Klippe thronende Burg. Ein magic moment par excellence. Er gräbt sich tief in unsere Herzen. Vielleicht ist es dieser Augenblick, dem unsere Liebe zu dieser Insel entspringt.

Tipp: Der Eintritt zur Burgruine Hammershus und dem zugehörigen Besucherzentrum ist kostenfrei.
Doch Sonnenuntergang bedeutet auch Dunkelheit – und wir haben noch keinen Schlafplatz. Wir klappern bis 22 Uhr die Shelter ab, doch alle sind besetzt. Schließlich bauen wir in stockfinsterer Nacht im Licht der Taschenlampe unser Zelt auf einer freien Zeltwiese auf, werfen den Kocher für unser Reisgericht an und kuscheln uns erst kurz nach Mitternacht in die warmen Schlafsäcke, während der Wind die Zeltdecke streichelt.
Ob wir wohl morgen einen Shelter finden werden?

Teil 2 unserer Bornholm Radreise folgt in Kürze! Freut euch auf tolle Bilder und Videos. Meine Videodateien hat noch das ZDF, da sie meine GoPro für weitere Perspektiven mitverwendet haben!
2 Kommentare
Ein herzliches MOIN von der Ostseeküste. Klasse, dass sich mit Eurer Bornholm-Umrundung ein fehlendes Puzzlesteinchen in die damalige Ostseeumrundung einfügt. Nun fehlt ja eigentlich nur noch das Nordkap und – warum auch immer ? – die Rügener Küste. Du hast auf Bornholm mal wieder fantastische Fotos gemacht und ich freue mich bereits sehr auf Teil 2 + 3 Deines Berichtes. Und dann wird ja irgendwann auch noch die Doku ausgestrahlt. Wunderbar! Beste Grüße vom Neurügener aus Binz ?
Moin Neurügener! Bornholm ist wirklich eine besondere Insel, voller wundervoller Fotomotive. Vielen Dank fürs Kompliment! Intuitiv habe ich ihr auf der 2019 Ostsee-Umrundung wohl ein späteres Extra Kapitel eingerichtet – das hat sie verdient! Teil 2 ist sozusagen in Arbeit, nachdem zunächst mein neuer Radreiseglück-Shop „etwas“ Zeit verschlungen hat. Der Text steht im Entwurf und möchte noch ausgefeilt werden, die Fotos möchten noch bearbeitet werden, dann kommt der nächste Teil. Zeit wirds, ich plane ihn für kommendes Wochenende ein. Und wenn die Doku kommt, ist es mit Sicherheit auf meinem Blog als Erstes zu finden!
Tja, und für das offene Rügen Kapitel – vielleicht gibt’s da mal eine Spezial-Tour mit dem dann beinahe alteingesessenen Neurügener!
Radreiseglückliche Grüße
Bernd