Kulturgeschichten zwischen Köpenick und Küstrin
Aus dem hübschen Köpenick führt uns dieser Abschnitt #querdurchdeutschland auf dem Europaradweg R1 durch das Seenland Oder-Spree mit seiner sanft hügeligen Landschaft der Märkischen Schweiz bis zum vogelreichen Oderbruch und zum Ziel unserer Tour nach Küstrin. Mehr zu dieser eindrucksvollen Route liest du in der R1 Kulturgeschichte „Welt-Metropole & lebendige Landkultur“.
Transparenzhinweis | Werbung: Kennst du schon, ändert weder meine Meinung noch beeinflusst es meine wundervollen Erlebnisse auf dem Europaradweg R1. Herzlichen Dank für die Einladung an den Münsterland e.V., den WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg e.V., sowie den Lokale Aktionsgruppe (LAG) Fläming-Havel e.V. (Brandenburg), die die Radreise im Rahmen des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Projektes D3-R1-Attraktiv ermöglicht und mit tatkräftiger Unterstützung zahlreicher regionaler und lokaler Partner an der Strecke die Kosten für Organisation, Unterkünfte und Reise übernommen haben!
Europaradweg R1 | Tag 19-20 | Von Köpenick nach Küstrin
KURZ & KNAPP
Köpenick – Buckow
Buckow- Küstrin
- Schloss Trebnitz
- Gustav-Seitz-Museum
- Kaffee zum Glück
- Schloss Wulkow
- Schloss Neuhardenberg
- Oderbruch
Köpenick – Buckow
- Waldsieversdorf | Café Tilia
Buckow – Küstrin
- Schloss Trebnitz | Kaffee zum Glück
- Schloss Neuhardenberg | Landgasthaus Brennerei (auch spitze für Lunch)
- Buckow | vorbestellen: Picknick des Seenland Oder-Spree
- Küstrin | Frisch geräucherter Fisch beim Fischereihof Schneider (rechtzeitig da sein!)
- Buckow | Umweltzentrum Drei Eichen
- Küstrin | Fischereihof Schneider
Weitere Unterkünfte findest du über die Touristeninformationen oder die einschlägigen Portale. Der Vorteil der Touristeninformationen: Sie empfehlen dir fahrradfreundliche Unterkünfte!
Streckenprofil
Etappe 17 (Tag 19) Es ist genau das richtige Maß an Höhenmetern auf dieser wunderschönen Etappe hinein in die Märkische Schweiz. Gut, es erwarten dich neben 45 km Asphalt auf Radwegen und Nebenstraßen auch 17 km Pflasterstraßen, die dich mitunter ordentlich durchrütteln. Doch du spürst, wie dich nach dem Berliner Verkehr die Stille der Natur immer weiter entspannen lässt.
Etappe 18 (Tag 20) Auf der letzten Etappe gehts flach zu, und wie jede letzte Etappe einer langen Tour kommen einem die 60 km gar nicht so lang vor! Heute darfst du nur 6 km typischen Pflasterbelag erleben. Die Strecke ist ruhig, Fahrradwege und ruhige Straßen halten sich ungefähr die Waage, ergänzt von etwas losem Untergrund auf knapp 2 Kilometern.
GPX-STRECKEN Collection
Alle GPX-Strecken der gefahrenen Tour findest du in meiner
Komoot Collection „Deutschland queren auf dem D3 | R1“
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Mehr InformationenEtappe 17 (Tag 19) | Naturidylle Märkische Schweiz
Köpenick – Buckow | Heute 65 km | Etappen 1010/1060 km – 210 m bergauf, 220 m bergab
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Mehr InformationenKöpenicks Wasserparadies
Wenn der Morgen im hauseigenen Café „Baguette und Buch“ des Hotels Bett und Buch startet, kann der Tag nur gut werden! Cappuccino und unfassbar leckeres Baguette stillen den Hunger, Proviant in Form des absolut notwendigen süßen Teilchens wandert direkt ins Gepäck.
Oh wie schön fährt es sich über den Radweg am Müggelsee entlang. Natürlich gibt es hier auch eine Radtour um den ganzen See, wäre ich einen Tag hier, stände sie auf dem Programm. Genau wie ein Sprung in den herrlichen See, der sich an der großzügigen Badestelle des Kleinen Müggelsees aufdrängt. Ein bisschen hin- und hergerissen radle ich dann doch weiter.
Insider-Tipp: Die Touristinfo Köpenick meint, ich soll einen Abstecher nach Venedig machen! Höh? Ist das nicht etwas weit. Nein, sie meinen Neu-Venedig in Rahnsdorf. Nur etwa 2 km ab von der Route durchziehen Kanäle die Wohnsiedlungen, auf der Karte siehst du, wie symmetrisch sie orchestriert sind. Da gibt es sogar eine Rialtobrücke!
Heute gibt’s keine Besichtigungstermine, nur Sehenswürdigkeiten, so dass ich „zeitlos“ radeln kann. Okay, bis 18 Uhr ankommen ist immer mein Ziel. Der Verkehr nimmt nach Köpenick in Erkner nochmal tüchtig zu, und so verpasse ich an einem Linksabbieger bei vollkommener Verkehrsaufmerksamkeit tatsächlich das Gerhart-Hauptmann-Museum, das aber wegen Renovierung aktuell geschlossen ist. Der deutsche Dramatiker und Schriftsteller war der bedeutendste deutscher Vertreter des Naturalismus, erhielt 1912 den Literatur Nobelpreis, und hat in der Villa Lassen zusammen mit seiner Ehefrau Marie von 1885 bis 1889 gelebt.
Tschüss Verkehr, hallo wundervolle Märkische Schweiz
Die kleine Strafe folgt sofort, der Radweg führt bergab über eine fies hohe Bordsteinkante, die mir eine bleibende Erinnerung in meiner Hinterradfelge schenkt. Da konnten nicht mal die Waldwege im Harz mithalten! Dafür lasse ich nun nach Unterquerung der A10 endgültig den Berliner Verkehr hinter mir, so wie er vor Potsdam ebenfalls mit der A10 begann.
Die Umgebung verändert sich nun, es wird zunehmend ruhiger und ländlicher, und spätestens ab den kleinen Orten Garzau und Garzin wähnst du dich in einer anderen Welt. Bist du auch, denn du befindest dich hier nun im wundervollen Seenland Oder-Spree im Naturpark Märkische Schweiz. Von Garzin aus führt der R1 in klar geförderter Qualität über einen tollen Radweg weiter, wie oft im Osten zuvor als Fahrradstraße. Die Autos dürfen hingegen über das harte Pflaster holpern, und weichen – verständlicherweise – gern mit 2 Reifen auf den Radweg aus. Es sind nicht viele Autos, und sie fahren rasch auf ihre Pflasterstraße, sobald sie mich sehen.
Tipp: Direkt am R1 in Waldsieversdorf überrascht mich das Café Tilia mit erkennbarer Liebe zum Fernradweg R1. Hier gibt es hausgemachten Kuchen, nette persönliche Worte sind im fairen Preis enthalten.
Unbedingt Halt machen und durchatmen!
Auf Brechts Spuren
Bald erreiche ich den hübschen kleinen Ort Buckow im Herzen der Märkischen Schweiz, direkt am Schermützelsee gelegen.
Hier hatte das Künstlerehepaar Bertolt Brecht und Helene Weigel ihr Sommerhaus, das mir Juliane Grützmacher liebevoll zeigt. Heute ist das Gebäude Museum und Gedenkstätte, im lichtgefluteten Esszimmer mit Seeblick entscheide ich lachend: „Hier ziehe ich ein!“ Der Blick über den See ist fast schon unverschämt schön.
Interessiert lese ich im lyrischen Garten die „Buckower Elegien“, die Brecht hier 1953 schrieb. In der Mutter Courage Ausstellung werden unter anderem Original-Requisiten aus der Berliner Uraufführung wie Kostüme von Helene Weigel und der berühmte Planwagen gezeigt, untermalt vom Video der Aufführung (Highlight-Story auf Instagram!).
Tipp: Fürs Abendessen reserviert ihr euch am Besten ein Picknick des Seenland Oder-Spree, das sich online bestellen lässt. Im Herzen Buckows bekommt ihr es bei den Buckower Köstlichkeiten. Und das schmeckt mal so richtig gut im Grünen, welch schöne Idee!
Drei Eichen – Natur & Entspannung pur
Ganz in Frieden radle ich zu meiner etwa 3 km außerhalb gelegenen Unterkunft, dem Umweltzentrum Drei Eichen. Wenn ihr hier übernachtet, investiert ihr in etwas Gutes: Träger ist der Verein Naturschutzpark Märkische Schweiz e.V.. Die Herzlichkeit, mit der ich hier aufgenommen werde, ist einzigartig. Hier verbringen Schulen und Kindergärten ihre Freizeit, vom Charakter her ein bisschen wie Jugendherbergen vor 35 Jahren. Die engagierten MitarbeiterInnen vermitteln Wissen rund um Natur und Naturschutz. Das beginnt bei den Tischdecken und endet… scheinbar nie: Abends kannst du dem Biber im See zuschauen, und vielleicht auch den Waschbären, wie sie ein bisschen Chaos stiften – Türen geschlossen halten!
Es ist ein ruhiger Ort voller Vertrauen und Zutrauen, bei einem gemeinsamen Abendessen lerne ich die engagierten Mitarbeiterinnen Sabine und Charlotte kennen und schätzen. Ich schlafe super, trotz zweier Schulklassen auf dem Gelände. Am liebsten möchte ich hier gar nicht mehr weg.
Tour auf Video: Zu allen Stationen gibt es in den Instagram Story-Highlights tolle Videos, oft mit O-Tönen! Klick dich durch und folge uns auf Insta!
Etappe 18 (Tag 20) | Vogelparadies Seenland Oder-Spree
Buckow- Küstrin | Heute 61 km | Etappen 1071/1060 km – 110 m bergauf, 120 m bergab
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Mehr InformationenUnfassbar, heute ist der letzte Tag unserer #querdurchdeutschland Tour! Nach einem stärkenden Frühstück in den Drei Eichen heißt es leider auch hier Abschied. Und doch sind Charlotte, Sabine und ich uns irgendwie sicher, uns wiederzusehen. Nur Hunde dürfen nicht aufs Gelände, das könnte problematisch sein mit unserer Hündin Pilar.
Schlösser am letzten Tourtag
Drei Schlösser liegen noch an der heutigen Route. Das erste ist Schloss Trebnitz, ein hübscher Bau, jedoch nur von außen zu besichtigen, da hier heute eine Bildungs- und Begegnungsstätte mit deutsch-polnischem Schwerpunkt untergebracht ist. Franziska Mandel führt mich über das Gelände und erklärt, dass an das ehemalige schlichte Gutshaus um 1900 Flügel angebaut wurden, so dass daraus ein Schloss im neobarocken Stil entstand, ergänzt von einem 27 Hektar großen Park mit erstaunlicher Flora.
Als Teil des Campus kannst du das Gustav-Seitz-Museum besichtigen, das die Werke und das Wirken des Hamburger Bildhauers zeigt. Seitz ist auch Autor der bekannten Käthe-Kollwitz-Figur in Berlin Prenzlauer-Berg. Im Campus-Café Kaffee zum Glück kannst du passend zum Radreiseglück über seine Werke und den hübschen Schloss-Campus sinnieren.
Schon bei km 15 erwartet mich Schloss Wulkow, dass im Besitz einer Hoteliersfamilie eine der top Hochzeitslocations in Brandenburg ist. Nach einigen Fotos darf es schon weiter gehen, denn ich habe noch eine Verabredung.
Schlossensemble Neuhardenberg
Bei km 19 steuere ich entlang einer breiten Wiesenfläche auf eine Kirche zu und finde linkerhand das Schlossensemble. Irgendetwas sagt mir der Name, und als ich Sebastian Insten, den Hoteldirektor von Schloss Neuhardenberg treffe, verstehe ich: Ich kenne es als Ausbildungszentrum der Sparkasse, ich bin ja selbst gelernter Banker. So ist der Deutsche Sparkassen- und Giroverband Träger der Stiftung Neuhardenberg GmbH. Im Hotel kannst du dank Schlosscharakter in großzügigen Zimmern übernachten, ein schönes Spa ergänzt das Konzept. Die Anlage ist mit ihren beeindruckenden Sälen und Räumlichkeiten im Schwerpunkt Konferenzhotel und bietet sich auch für große Feierlichkeiten an. Die Schloss-Räumlichkeiten des Erdgeschosses sind herrlich und können sonn-und feiertags besichtigt werden. Deinen Besuch kannst du im Landgasthaus Brennerei bei einem leckeren Lunch abrunden.
Vogelreichtum am Oderbruch
Jetzt heißt es entspannt Richtung polnische Grenze radeln. Entlang der Strecke fallen mir viele verlassene Häuser mit Fassaden in den buntesten Grauschattierungen auf, Bürgersteige sind oft unbefestigt, Straßen ungeteert oder grob gepflastert. Es wirkt alles noch sehr ursprünglich.
Die Natur nimmt mich angekommen am Oderbruch wieder voll gefangen. Der überbordende Vogelreichtum bringt mich dazu, das erste Mal auf Tour meine Vogelstimmen-App zu nutzen. Das bedeutet, die Anspannung der letzten 3 Wochen fällt vollkommen von mir ab. Nachtigall, Grauammer werden rasch bestimmt, eine Goldammer kommt später hinzu. Die letzten Kilometer werde ich glücklich langsamer, scheinbar möchte ich das unaufhaltsame Ende der Tour etwas hinauszögern und die letzten Kilometer in mich aufsaugen!
Zielvideo
Die ersten Wegeschilder weisen Küstrin-Kietz aus, meinen Zielort auf deutscher Seite, und schließlich stehe ich vor dem Schild „Polen 1 km“, sozusagen der Teufelslappen dieser Tour.
Vor meinem inneren Auge male ich mir seit Tagen aus, den magischen Moment in der Mitte der Brücke über die Oder festzuhalten. Doch als ich die Brücke erreiche muss ich lachen, sie ist eine einzige Baustelle! Minütlich schalten die Ampeln der Autos, die genau in der Mitte der Brücke laut über eine Metallplatte holpern. Immerhin existiert ein enger Radstreifen, die anderen Radtourer sind etwas verständnislos, dass ich genau hier mein Zielvideo drehen muss. Ich brauche viele, viele Versuche und muss mein Mikro einsetzen, ehe ich einen stillen Slot erwischt habe. Meine weiteren Videos drehe ich an ruhiger Stelle vor der Festung Küstrin auf polnischer Seite, ehe ich zu meiner Unterkunft zurück nach Deutschland radle.
Tolles Empfangskomitee beim Fischer
Dort, beim Fischereihof Schneider, warten Emely Fischer und Angeline Piesche vom Seenland Oder-Spree auf den allerletzten Metern auf dem Oderdamm auf mich. Sie haben meine Tour eng begleitet und empfangen mich herzlich, auch wenn ich es irgendwie geschafft habe, aus der nicht erwarteten Richtung zu kommen, wie wir lachend feststellen!
Bei Räucherfisch aus der Region und einem leckeren Kaltgetränk feiern wir die gelungene Gesamtbefahrung der D-Route 3. Der Fischer kommt gerade vom Fischen und bettet Hechte, Welse und Schleien in ein Schauaquarium um, übermorgen ist Himmelfahrt mit einer großen Feier am Hof. Die Übernachtungsgäste sind meist Angler, interessiert tausche ich mich am nächsten Morgen mit ihnen aus, schließlich habe ich als Jugendlicher auch mal den Angelschein gemacht. Lange ist’s her, doch irgendwie scheint mir der Fischreichtum hier größer zu sein!
Eine wundervolle Tour geht zu Ende
Es war eine tolle Radreise auf dem deutschen Teil des Fernradwegs R1 aka D-Route 3. So viele bunte Kulturlandschaften, Schlösser, Naturlandschaften, die Mittelgebirgszüge Teutoburger Wald und Harz, bezaubernde Fachwerkidylle wie zum Beispiel Goslar und Wernigerode, wundervolle Kultur-Städte wie unter anderem Dessau, Wittenberg, Postdam und Berlin mit ihren Sehenswürdigkeiten und Welterbestätten. Und schließlich die wunderbaren Naturparks Hoher Fläming und Märkische Schweiz. Und vor allem die liebevollen Menschen, die mich – egal ob Verabredung oder zufälliges Treffen – mit offenen Armen empfangen haben und mir ihre Schätze und ganz persönlichen Highlights gezeigt haben. Ich kann gar nicht oft genug Danke sagen, diese Tour wird mir dank euch allen unvergessen bleiben!
Entdecker werden
Danke an euch alle fürs virtuelle Mitradeln, ich hoffe es hat euch Spaß gemacht. Die Radreise auf dem R1 ist eine Reise abseits der häufig befahrenen Flussradwege, und gerade das macht sie so reizvoll, denn ihr werdet automatisch zum Entdecker. Und es gibt VIEL zu entdecken auf dem R1 | der D-Route 3 #querdurchdeutschland!
Tour auf Video: Zu allen Stationen gibt es in den Instagram Story-Highlights tolle Videos, oft mit O-Tönen! Klick dich durch und folge uns auf Insta!