Europaradweg R1 | D-Route 3: Mit dem Rad quer durch Deutschland in 20 Tagen | Tag 7-8

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Kulturgeschichten zwischen Holzminden und Bad Harzburg

Wunderschöne Höhenzüge durch Weserbergland und Harz, Natur pur und beeindruckende Fachwerkstädte ergänzt um Welterbestätten bietet die Kulturgeschichte auf dem Europaradweg R1 zwischen Holzminden und Bad Harzburg. Noch mehr Inspiration zu den beiden Etappen findest du in der Kulturgeschichte „Deutschlands kulturelle Mitte“.

Europaradweg R1 | Tag 7-8 | Von Holzminden nach Bad Harzburg

Tag 7 | Idyllische Altstädte vom Weserbergland in den Harz

Holzminden – Bad Gandersheim | Heute 65 km | Etappen 436/1060 km – 420 m bergauf, 380 m bergab

Renaissance Schloss Bevern

Der Tag startet mit etwas Weserrenaissance, indem ich nach 7 km über einen großen baumgesäumten Platz auf Schloss Bevern zukomme. Rollt hier unbedingt weiter durch das große Haupttor, im Innenhof ergänzt ein hübscher Schlossturm das 1603 bis 1612 erbaute repräsentative Gebäude. Und endlich kann ich mir mal einen Bauherrn merken: Statius von Münchhausen!

Blick über Stadtoldendorf

Eine weitläufige Feldlandschaft führt mich durch leichten Regen weiter nach Stadtoldendorf, schnell kehre ich am zentralen Platz ins Café ein, als er sich zum starken und kalten Schauer wandelt. Dort treffe ich mich mit Helmut Walter, der mir nach Kaffee und Kuchen seine Heimatstadt zeigt. Durch die Altstadt, die leider wie vielerorts unter etwas Leerstand leidet, geht es nach exklusivem Einblick in einen alten Turm der Stadtmauer hoch zum Försterbergturm aus dem 13. Jahrhundert. Vom höchsten Punkt der Stadt gibt es hier einen schönen Blick übers Weserbergland, auch hinüber zur gerade instandgesetzten Burgruine Homburg, die sich jedoch hinter dichtem Wald verbirgt. In unmittelbarer Nähe liegt auch der größte Offroadpark Norddeutschlands „Mammut“.

Hinter Stadtoldendorf führt der R1 entlang der Landstraße L546 mit freigegebenen 100 km/h, schwere Baulaster und LKWs rauschen hier über 8 Kilometer in ordentlicher Frequenz an mir vorbei, es ist gesamt betrachtet das einzige Stück der D-Route 3, das gerne eine Alternativroute bräuchte. So bin ich froh, als ich die Landstraße wieder verlassen kann und auf gewohnt ruhigen Straßen des R1 dahin rollen darf.

Einbecker Idyll

Unerwartet taucht linkerhand die Erichsburg aus dem 16. Jahrhundert auf, doch die Burg sieht verlassen und abgesperrt aus. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrfach den Besitzer gewechselt. Meine Vorfreude wächst, als ich die ersten Ausläufer des nächsten Mittelgebirges sehe: Der Harz rückt in Sicht!

Meine Route führt mich nun sicher auf vertrautes Terrain, denn schon 2023 durfte ich auf dem R1 / der D-Route 3 für drei Tage im Harz unterwegs sein. So genieße ich es, wieder in die kleine Fachwerkstadt Einbeck zu radeln. Vorbei am PS.Speicher, Europas größtem Oldtimer Museum, rolle ich entlang der von Fachwerkhäusern gesäumten zauberhaften Tiedexer Straße bis zum Rathaus, dem Wahrzeichen Einbecks. Als Bierstadt verläuft hier auch der Bierpfad mit allerlei Wissenswertem zur Stadt. Und hier am Markplatz ist der perfekte Ort für eine Kaffeepause, ich empfehle euch nach dem nun zweiten Besuch die Einbecker Kaffeerösterei.

Sole-Heilbad Bad Gandersheim

Mit neuer koffeinierter Energie verlasse ich den hübschen Platz für meine letzten 20 Tageskilometer nach Bad Gandersheim. Die Kurstadt bietet mit der sehr hübschen Stiftskirche ein tolles Fotomotiv, das mir im September 23 wegen Baustelle und Bühne der Domfestspiele im Sockel verhüllt blieb. So auch jetzt im April 24, frei nach der Modelikone: Ich habe leider kein (ganzes) Foto für dich! In diesem Stift lebte übrigens Roswitha von Gandersheim, erste Dichterin Deutschlands und Namenspatronin der Roswitha Stadt Bad Gandersheim.

Doch auch St. Georgs Kirche und Rathaus sind schöne Motive. Bevor ich meine Unterkunft suche, werfe ich vom Zaun aus einen Blick auf das neue Sole-Naturfreibad, das im Sommer 24 seine Pforten eröffnen wird. Ich würde am liebsten sofort hinüberklettern. Stattdessen ertasten meine Füße bei nur 4 Grad im Kurpark den Barfußpfad, bevor ich meine Trinkflaschen an der Wilhelms-Quelle kostenfrei für den Abend mit Solewasser auffülle.

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Tag 8 | Fachwerkromantik, Natur pur und Welterbestätten

Bad Gandersheim – Bad Harzburg | Heute 66 km | Etappen 501 /1060 km – 810 m bergauf, 640 m bergab

Zweites Mittelgebirge: Der sagenumwobene Harz

Mit 820 HM ist dies die Etappe mit den meisten Höhenmetern. Doch es ist auch beinahe Halbzeit, heute werden die 500 km geknackt!

Ruhe tanken am Kloster Brunshausen

Kaum auf Betriebstemperatur lege ich heute schon nach 3 km einen Stopp am Kloster Brunshausen aus dem 9. Jahrhundert ein, es ist eine der ältesten Klosteranlagen Niedersachsens.

Tipp: Mit dem Rosencafé gibt’s durchs Tor hindurch ein tolles Café mit hausgemachtem Kuchen und einer mega schönen Hofatmosphäre. Kaffee-Stopp-Muss. Bei mir heute morgen zu früh, es hat noch geschlossen, doch für eine ausgedehnte Fotosession ist der jetzt menschenleere Ort wie gemacht. Ihr wisst schon, Personenrechte… Es gibt mit dem Hofcafé noch ein zweites Café, das ich noch nicht testen konnte, sowie einen sehenswerten Hofladen, falls ihr nach Andenken sucht!

Bauerncafés im kleinen Wolperode

Falls du nach einer weiteren Pausenmöglichkeit oder gar Übernachtungsmöglichkeit suchst, dann radle einfach weiter in den kleinen Ort Wolperode. Dort findest du mit den Bauerncafés Ebeling und Sprengel nicht nur ideale Radfahrer-Übernachtungsmöglichkeiten, sondern leckeren hausgemachten Kuchen und bei Ebeling gar hausgemachtes Bauerneis. Heute bin ich jedoch auch hier zu früh, beide sind noch geschlossen.

Jetzt wird’s kalt

Dafür erwartet mich nun eine Burg. Doch bevor ich Seesen mit seiner als Welfenburg erbauten Burg Sehusa erreiche, erwischt es mich eiskalt. Urplötzlich frischt der Wind auf und es gießt wie aus Kübeln. Rasch wechselt es in kalten Graupel. Zwar denke ich sofort an meine wasserdichten Handschuhe, doch die sind tief im Gepäck und ich fürchte, meine Tasche wäre beim Öffnen rasch ein Aquarium. Die typischen Aprilwolken sind meist nach etwa 20 Minuten durch. Nach etwa 10 Minuten kribbeln die Finger, nach 15 schmerzen die kleinen Finger, als ich das Metall der Bremsen berühre. Ich entdecke die Kleine-Finger-in-den-Mund-Methode zum Wiedererwecken der Tastsinne!

Das brauche ich auch, denn in dem kalten Guss werde ich trotz 150 Lux Licht direkt zweimal zur Vollbremsung genötigt. Radwege kreuzende Supermarktausfahrten sind eh schon brandgefährlich, im strömenden Regen erwartet wohl aber kein Autofahrer einen Radfahrer. Also immer schön defensiv! Ach ja, die 1282 erstmalig urkundlich erwähnte Burg Sehusa, die gibt’s im strömenden Regen nur per schnellem Foto, eine Besichtigung ist auch nicht möglich, dort ist heutzutage das Amtsgericht untergebracht.

Mit neuen Lebensgeistern ins Welterbe von Goslar

Als die ersten Sonnenstrahlen nach etwa 30 Minuten meine Haut treffen, fühle ich mich wie ein Gecko und wende mich der Sonne zu. Herrlich, diesen Kontrast erlebst du nur, wenn du dich raus wagst. Also, tu es!

So erreiche ich zurück auf Lebenstemperatur Goslar, meine Lieblingsstadt im Harz. Ja, ich weiß, ich kenne Quedlinburg nicht, das werde ich irgendwann vervollständigen. Vorbei am Hotel Die Tanne (Top-Radfahrer Übernachtungsmöglichkeit!) durchradle ich zunächst die von urigen Fachwerkhäuschen gesäumte Kettenstraße, bevor ich mich bergab zu Goslars Welterbestätten rollen lasse. Und die sind mit Altstadt, Oberharzer Wasserwirtschaft und dem Bergwerk Rammelsberg in Goslar absolut sehenswert. Nehmt euch Zeit mit, lest dazu am besten auch meinen Beitrag aus 2023 mit vielen tollen Goslar Bildern, als es nicht regnete :D. Kurze sonnige Momente gabs auch diesmal, die findet ihr in meinen Videos der Instagram Story-Highlights!

Eigentlich gibt’s nichts Schöneres, als auf Goslars urgemütlichem von Fachwerkhäusern gerahmtem Schuhhof einen Kaffee zu genießen. Doch 17 km möchte ich zu meinem Quartier in Bad Harzburg noch zurücklegen, bevor es heute zu spät wird.

Der nun folgende Streckenabschnitt führt steil empor zunächst über einen phantastischen Höhenweg in den Nationalpark Harz und bietet wundervolle Natur. Das ist wohl die Belohnung für die anstrengenden Steigungen dieses Abschnitts! Zu dieser Jahreszeit erkennst du bereits am leicht knoblauchhaltigen Duft, dass Bärlauch in der Nähe sein muss. Und in der Tat, weite Flächen der weißen Bärlauchblüten leuchten im satten Grün und erfreuen das Auge. Es sollte eigentlich klar sein, doch ein Hinweisschild erklärt, dass Pflücken im Nationalpark verboten ist. Also, nur gucken – und riechen!

Auf dem 564 m ü. NHN hohen Goldberg erreichst du schließlich den höchsten Punkt des R1, hier kannst du am Café Goldberg eine Pause einlegen und die weite Sicht übers Land genießen, bevor es anschließend rasant bergab Richtung Ziel geht.

Einmal im Baumhaus schlafen

Als ich in Bad Harzburg meiner Unterkunft Sonnenresort Ettershaus ankomme, merke ich wie sehr es sich gelohnt hat. Denn heute Nacht schlafe ich in einem Baumhaus. In meinem Kopf noch eine kleine Hütte mit Strickleiter und Bodenluke, entpuppt es sich als Luxus-Baumhaus. Kaum zu beschreiben, schaut euch die Stories an. Und als wenn das nicht genug wäre, bietet das Sonnenresort auch noch einen mit allen Wassern gewaschenen Spa-Bereich an. Sauna, Dampfbad und Schwimmbad lassen die Geister zurückkehren, bevor ich mich im hauseigenen Restaurant Tauts stärke. Versteht mich nicht falsch: ich liebe es zu zelten, aber das hier ist eine Nummer für sich – und ich genieße sie nach dem anstrengenden Tag aus vollen Zügen!

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Weiter geht’s von Bad Harzburg bis nach Bernburg (Saale) an Tag 9-11 auf dem Europaradweg R1!

Bist du schon auf dem deutschen Teil des R1 unterwegs gewesen, was hat dir am besten gefallen? Ab damit in die Kommentare!