Exkurs: Zittau – Jeschken – Chrastava – Grenze PLN
Tagesstrecke: 58 km | Anstieg: 1.200 HM
Tour Daten
Radreise auf den Jeschken
Exkurs: Zittau – Jeschken-Chrastava-Grenze PLN
- Strecke: 58 km
- HM: 1200 aufwärts
- GPX Datei: Unter Karte am Ende des Blogartikels!

Du suchst einen Reiseführer für die in der Tour beschriebene Landschaft? Dann legen wir dir den Reiseführer Dreiländereck von Christine Stelzer ans Herz. Mit ihm kannst du deine Radreise zum Jeschken perfekt vorbereiten und dir schon vorab deine persönlichen Streckenhighlights raussuchen.
Wenn ihr schon einmal hier seid!
Während unserer Radreise durch die Oberlausitz und Schlesien gab es noch einen kleinen Exkurs: Zusätzlich zur geplanten Route der Marketinggesellschaft Oberlausitz schlug Christian von Transost dem zweiten Blogger BIKINGTOM und mir vor, einen bekannten Berg einige Kilometer neben der Strecke zu befahren, den Jeschken (Ještěd). „Komm schon, Bernd, es sind nur 600 zusätzliche Höhenmeter und 35 km extra, den müssen wir mitnehmen, wenn ihr schon einmal hier seid!“ Ich winke dankend ab, stehen doch bereits 80 km und 870 HM auf der Agenda, die es zu dokumentieren, zu fotografieren und zu filmen gilt. Aber er lässt sich nicht davon abbringen, und so mache ich mich mit auf den Weg, denn es ist eine gemeinsame Bloggertour. Ich könne ja auch jederzeit umkehren und müsse nicht nach oben mitfahren, meint Christian. „Außerdem haben wir vom Jeschken einen phantastischen Weitblick!“ wirft er begeistert hinterher.
Werbung | Da es eine beauftragte Tour ist, muss ich sie natürlich als Werbung kennzeichnen, was ich hiermit tue. Das nimmt der Tour aber nichts von ihrer Schönheit :). Oder war dieser Teil nicht beauftragt, weil sie on top war? Egal! 😀

Holzhäuser entlang der Lausitzer Neiße
So verlassen wir die Route bereits wenige Kilometer hinter dem 242 Meter hoch gelegenen Zittau und passieren das Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Polen. Hinter jeder Kurve auf der wenig befahrenen schmalen Straße ohne Mittellinie verbirgt sich eine neue Überraschung fürs Auge. Wir folgen bei knapp 6 Grad Celsius dem Tal entlang der Lausitzer Neiße und passieren kleine tschechische Dörfer mit ihren alten hübschen Holzhäusern und mäandrierenden Bächen. Die Schornsteine qualmen, die Luft riecht würzig nach Holzkaminen, im Hintergrund verläuft das Neuländer Eisenbahnviadukt. Ab und an sind die Zaunspitzen der Gärten hier mit alten Porzellantasse versehen, ein farbenfrohes Bild, das ich so noch nicht kenne.
Höhenmeter kurbeln auf den Jeschken
Irgendwann ist dann auch der Jeschken ausgeschildert, und ich wundere mich, dass wir bereits jetzt 35 km gefahren sind. Die Route wird steiler und matschiger, das Wetter wechselt von Nieselrege auf Graupelschauer.

Kehre um Kehre fahren wir die Straße zum über 1000 Meter hohen Jeschken hinauf, die Wolken kommen immer näher und schließlich sinkt die Sicht auf knappe 20 Meter. Der kalter Graupel färbt die Böschungen weiß und bleibt teils auch auf der Straße liegen. Meine beiden Begleiter sind mit ihren leichten Gravelbikes voraus, bei knapp 970 Höhenmetern warten sie bereits auf mich. „Du kannst hier auf uns warten, dann fahren wir kurz bis zum Gipfel“, sagt Christian. „Auf keinen Fall, ich hab mich doch jetzt nicht 700 Höhenmeter hochgerackert, damit ich 30 Höhenmeter vor dem Gipfel auf euch warte“, reagiere ich perplex. So erreichen wir schließlich den 1.012 m hohen Gipfel. Die Aussicht ist grandios – weiß. Der Gipfel ist von Wolken umgeben, trotzdem freuen wir uns oben zu sein. Noch während ich prophezeie, dass es in einer halben Stunde wahrscheinlich aufklart, blitzt die Sonne durch kleine Wolkenlücken und wirft einen Spot auf den Fernsehturm.
Weitblick über Jeschken Gebirge Gute Stimmung auf dem Rad Schnee im Mai am Jeschken

Bergab geht’s irgendwie leichter
Die folgende Abfahrt ist ein Genuss, hätte ich nicht großen Respekt vor glatten Streckenabschnitten. Das mahnt mich zur Vorsicht, und so komme ich nicht über 60 km/h hinaus. Hier wäre auch mehr drin gewesen, die Asphaltdecke ist wunderbar. Die regennasse Fahrbahn spritzt im Verlauf ordentlich Wasser hoch, das über die Schutzbleche seinen Weg auf und in meine Schuhe findet. Die Überzieher sind sicher verpackt. Es fühlt sich unangenehm an, doch meine bei nun knapp 2-3 Grad kalten Finger lenken mich rasch davon ab. Bergab sind fingerfreie Radhandschuhe bei kalten Temperaturen halt eisig. Und so wechsle ich noch rasch auf längere Handschuhe, bevor meine Finger ganz streiken.
Auf halber Höhe reißen die Wollen auf und wir bekommen noch einen hübschen Tal Blick geschenkt. Als wir eine halbe Stunde später im nächsten Dorf ankommen und zurück blicken, sehen wir den Jeschken im strahlenden Sonnenschein. Blöd gelaufen, aber das Erlebnis Jeschken kann halt sehr individuell sein. Er ist schließlich die höchste Erhebung des Jeschkengebirges in Nordböhmen.
Kohlenhydrate in Chrastava
Wir legen eine Mittagspause im Ort Chrastava ein, der mir auch während der Vorbereitungen zur Tour als Temperatur-Orientierung in der Wetter App gedient hat. Bei mir gibt‘s mitgenommenes Schwarzbrot mit Gurke, bei Tom und Christian eine Pizza mit viel Käse. Irgendwie wollen sie nichts von meinem Schwarzbrot, ich kann es gar nicht verstehen ;).
Knapp verschätzt
Als wir schließlich nördlich an der polnischen Grenze auf unseren Weg zurückstoßen, zeigt sich, dass Christians Schätzung dann doch positiv formuliert „etwas“ daneben lag. Statt 600 Höhenmeter und 35 km extra stehen nun fast 50 km und über 1.300 Höhenmeter auf dem Tacho. Das sollte eigentlich fast die Tagesroute sein, die nun noch einmal dazu kommt, aber wir haben zumindest ein Teilstück der eigentlichen Strecke eingespart. Als alter Marathonroutinier habe ich es kommen sehen, und so meine Reserven von vorneherein für eine Strecke über 100 km eingeteilt. Die ordentlichen zusätzlichen Höhenmeter merke ich dann aber doch, und so wird es ein hartes Stück für mich, bis wir abends mit insgesamt 111 Kilometern und 2067 Höhenmetern Anstieg am Tagesziel ankommen. Mit wackligen Beinen trage ich mein Rad die steilen Stufen in den Keller hinunter. Zehn Minuten später gibt es Spaghetti Bolognese von einem Lieferdienst, wird sind die einzigen Gäste im bislang wegen Corona geschlossenen Hotel. Und nie waren Spaghetti Bolognese leckerer als nach dieser Tour!
Und auch wenn dieser Exkurs für mich echt anstrengend war, und du dich so verschätzt hast – danke für‘s Zeigen, Christian!

Resumé
Die Exkurs bietet 50 Kilometer mit 1300 Höhenmetern. Die Aussicht vom Jeschken ist bei gutem Wetter sicher grandios. Mir persönlich würde der Exkurs zum Jeschken als Rundtour von Zittau reichen, denn der Anstieg hat es in sich, während der Rückweg nach Zittau dann beinahe nur noch bergab geht.
Den Streckenverlauf der eigentlichen Tagesstrecke lest ihr im Blogartikel „Radreise entlang der geologischen Schätze von Oberlausitz und Schlesien | Teil 1“.
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