Entdecke ursprüngliche Natur, Burgen und
Schlösser im Dreiländereck D, PL und CZ
Erste Etappe: Zittau (D) über Friedland (Frydland, CZ ) nach Wigandsthal (Pobiedna, PL)
Tagesstrecke: 111 km | Anstieg: 850 HM
Stell dir vor du wirst gefragt, ob du eine Bloggertour entlang der geologischen Schätze von Oberlausitz und Schlesien fahren möchtest. Wer kann da schon nein sagen? Als die Marketinggesellschaft Oberlausitz Anfang 2021 dazu anfragt, sage ich sofort zu. Polens Norden kenne ich von meiner Ostsee Umrundung, und aus anderen Berichten weiß ich, wie wunderbar die Natur Polens und Tschechiens ist. Nur Corona ist ein Thema. Lässt sich eine solche Radreise während der Pandemie machen? Sie muss im harten Lockdown tatsächlich zunächst verschoben werden. Und es bedarf vieler Formalitäten, damit es Anfang Mai endlich losgehen kann.
Werbung | Da es eine beauftragte Tour ist, muss ich sie natürlich als Werbung kennzeichnen, was ich hiermit tue. Das nimmt der Tour aber nichts von ihrer Schönheit :).
Tour Daten
Radreise Oberlausitz und Schlesien
1. Etappe: Zittau (D) – Pobiedna (PL)
- Strecke: 72 km
- HM: 850 aufwärts
- GPX Datei: Unter Karte am Ende des Blogartikels!
- Mehr zum Radfahren in der Oberlausitz findest du auf https://www.oberlausitz.com/graveln
- Direkt zum Erlebnisbericht geht’s auf https://www.oberlausitz.com/aktiv/graveln-im-dreilaendereck

Du suchst einen Reiseführer für die in der Tour beschrieben Landschaft? Dann legen wir dir den Reiseführer Dreiländereck von Christine Stelzer ans Herz. Mit ihm kannst du deine Radreise in der Oberlausitz und Schlesien perfekt vorbereiten und dir schon vorab deine persönlichen Streckenhighlights raussuchen.
Aufbruch am Dreiländereck zur Radreise Oberlausitz Schlesien
Zwei Tage lang touren wir zu dritt durch die Oberlausitz und Schlesien. Wir, das sind der zweite
Blogger der Tour alias BIKINGTOM und unser Guide Christian vom Tourenplaner „Transost“. Wir
starten in der historischen Stadt Zittau, ganz im Südosten Deutschlands unmittelbar am
Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien gelegen auf 238 Metern Höhe. Hier in der Grenzregion
zu Tschechien erheben sich die Granitberge der Oberlausitz bis auf mehr als 500 m Höhe. Die
böhmische Sandsteinplatte fällt Richtung Süden ab und bildet mit ihrem aufgebrochenem Nordrand
das kleinste Gebirge Deutschlands, das Zittauer Gebirge.
Doch uns führt es gen Osten, und so starten wir bei frischen 5° Celsius in langen Bike Klamotten am Zittauer Markt und erblicken um halb zehn vom Radweg aus das Dreiländereck. „Schon lustig, gestern Abend war ich noch ganz nah am Dreiländereck im äußersten Westen Deutschlands zu den Niederlanden und Belgien“, denke ich schmunzelnd.
Team Oberlausitz unterwegs
Unser Guide Christian hat die Idee, zusätzlich zur geplanten Route einen kleinen Umweg über einen
bekannten Berg zu fahren, den Jeschken (Ještěd). „Komm schon, Bernd, es sind nur 600 zusätzliche
Höhenmeter und 35 km extra!“ Ich winke dankend ab, stehen doch bereits 80 km und 870 HM auf
der Agenda, die es zu dokumentieren, zu fotografieren und zu filmen gilt. Aber er lässt sich nicht
davon abbringen, und so mache ich mich mit auf den Weg, denn es ist eine gemeinsame Bloggertour.
Den Exkurs auf den Jeschken und wie viel Strecke und Höhenmeter es dann wirklich waren, lest ihr
im separaten Blogartikel „Aufstieg zum Ještěd – Gipfel mit theoretisch phantastischer Weitsicht“, auf den ihr noch ein paar Tage warten müsst.
Höhenmeter musst du lieben
Die ersten knapp 20 Kilometer der eigentlichen Strecke sehen wir so nicht, sie sind aber dem
Wortlaut unseres Guides nach eher flache Zubringerwege zu unserer eigentlichen Strecke, auf die wir
von Chrastava kommend beim Gickelsberg (Výhledy), dem südwestlichsten Ausläufer des
Isergebirges, stoßen. Back on track, wie ich immer sage. In diesem Fall eher puste, denn es geht über
einen Grasweg steil bis auf schließlich 550 Höhenmeter bergauf. Die beiden Gravelbiker packen es
mit ihren 8,5 kg Leichtgewicht Bikes locker, ich komme mit meinem 16 kg Reiserad ordentlich ans
Limit, es wiegt halt auch beinahe soviel wie beide Gravelbikes zusammen.
Es geht auf der Radreise durch die Oberlausitz und Schlesien auch darum, Streckenabschnitte auf Fahrbarkeit zu überprüfen, und den eigentlich an der tschechisch-polnischen Grenze verlaufenden Trail legen wir rasch ad acta. Stattdessen folgen wir den schottrigen Wirtschaftswegen und lassen den Blick über die weite
Landschaft Tschechiens gleiten. Auf der anderen Seite des malerischen Tals ragt Nordböhmens
Jeschkengebirge in die Höhe, der Fernsehturm auf dem 1012 m hohen Jeschken macht ihn
unverwechselbar. Bei Kilometer 27 bietet sich vom mit 620 m höchsten Punkt der Tour ein Exkurs
zum 642 m hohen Kahleberg (Lysý vrch) an. Wir lassen ihn heute aus, da der Aussichtsturm wegen
der Pandemie geschlossen ist.
Sonne auf dem Weg nach Friedland
Nach einem kurzen Stück Straße folgen wir einem hübschen Waldweg, der uns autofrei durch einen im Regen herrlich frisch und erdig duftenden Nadelwald führt. Überhaupt umgeht die Route mit ihren offroad Wald- und Wirtschaftswegen zu 95 Prozent jeglichen anstrengenden und lauten Straßenverkehr. Der Himmel reißt auf und schenkt uns ein paar Sonnenstrahlen, als wir einer ausnahmsweise einmal asphaltierten wunderschönen Lindenallee hinauf folgen, deren Bäume den Winter noch nicht abschütteln konnten und mit ihren knorrigen noch unbegrünten Zweigen die Straße begleiten.

Gute 300 Höhenmeter lassen wir hinter uns, bis wir Friedland in Böhmen (Frydland) erreichen und
die hübsche nach Überlieferungen 1014 erbaute Burg Friedland bestaunen, die sich graziös über dem
in der Sonne glitzernden Fluss erhebt. Hier am Fuße des Schlossbergs befindet sich die Einmündung
der Rasnitz (Řasnice) in die Wittig (Smědá), die in einem breiten Tal aus dem Isergebirge strömt. Die
zwischenzeitlichen Höhenmeter haben wir nun wieder abgegeben und durchradeln die kleine Stadt
mit ihren fast 8.000 Einwohnern auf etwa 295 m Höhe. Die Region Friedland wird durch das
Isergebirge vom restlichen Terrain Tschechiens getrennt, die steilen teils jetzt im Mai noch
schneebedeckten Nordhänge fallen in das Friedländer Bergland ab.
Geschichte Friedlands
Die gesamte Gegend hat eine höchst interessante wechselvolle Geschichte. Nach dem ersten
Weltkrieg fiel das zum Kronland Österreich-Ungarn gehörige Friedland 1919 an die gerade
gegründete Tschechoslowakei, um bereits 1938 als Teil des Sudetenlandes an Deutschland
überzugehen, und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zur Tschechoslowakei zu gehören. Folge war
1945 die Enteignung der deutschböhmischen Einwohner und ihre Vertreibung. Die historischen und
oft verfallenden Gebäude entlang der Strecke sind stille Zeugen dieser wechselhaften Geschichte,
und ich werde das Gefühl nicht los, dass zwei Tage nicht ausreichen werden, um die Menschen und
ihre Geschichte verstehen zu lernen. Zumal Begegnungen, die sonst den Kern meiner Geschichten
bilden, auf dieser Radreise wegen der Pandemie und gedrängten Zeit Mangelware sind.
Sonne und Regen wechseln sich heute mit kalten Graupelschauern ab, doch wir wissen sie zu
schätzen, prallen die kleinen Körner doch einfach ab, während der Regen in die Kleidung zieht, sofern
kein Regenschutz besteht. Und heute ist einer dieser Tage, an denen man sich nie ganz sicher ist:
Regenjacke an oder aus?
Aussichtsturm Dressler Höhe
Wir klettern die Hänge des Friedländer Berglands als Ausläufer des Isergebirges nördlich wieder
empor. Es bildet eine spezifische in der Eiszeit durch einen Gletscher geformte Landschaftsform.
Kurze Zeit später erreichen wir den Aussichtsturm Dresslerhöhe (Rozhledna Frýdlant), dessen
Mauerwerk in der warmen Nachmittagssonne ein wundervolles Bild abgibt. Erbaut wurde er 1907
von Anton Dressler, dessen prächtige Gruft gerade einmal 300 Meter südwestlich vom Aussichtsturm
auf dem Friedhof Friedlands dem Verfall preisgegeben ist, und der der Abriss droht.
Bei Kilometer 46 passieren wir im Wandergebiet Poustecké Oboře einen kleinen See, auf dessen
Oberfläche sich die uns häufig auf unserer Tour begleitenden weißen Birken spiegeln. Eine Baumart,
die mich mit ihrer charakteristischen Rinde in Osteuropa auf meiner Tour um die Ostsee durch das
ganze Baltikum und Finnland begleitet hat. Ein unvorhergesehener Donner eines Gewitters
überrascht uns auf einer weitläufigen ansteigenden Anhöhe, und meine etwas schnelleren Bike
Kollegen suchen Zuflucht an einer kleinen Kapelle, während ich durch den Regen radle und dunkle
Gewitterwolken über mich hinwegziehen. Zum Glück bleibt es bei dem einzelnen Donner, bis ich die
Kapelle ebenfalls erreiche und wir weiterfahren. Das durch die Wolken brechende Sonnenlicht
zeichnet eine besonders schöne und warme Szenerie über die Felder, Wälder und kleinen Dörfer
Nordböhmens mit ihren alten Holzhäusern und Höfen.
Unterkunft mit Seele
Tipp: Wir überqueren kurz vor dem Isargebirge die Grenze nach Polen und übernachten in
Wigandsthal (Pobiedna) im Dworek Sarawati, einer sehr ruhig und abseits gelegenen Unterkunft mit Seele, mitten in einem kleinen Park mit altem Baumbestand. Ein Geländer aus Nussbaum führt uns zu unseren Zimmern, in denen bei geöffneten Fenstern morgens das Zwitschern der gefiederten Freunde das einzige Geräusch in der Stille ist.

Die Tagestour „Radreise Oberlausitz Schlesien“ bietet auf ihrer ersten Etappe 72 Kilometer mit knapp 850 Höhenmetern und richtet sich an sportlich ausgerichtete Biker. Knackige Anstiege fordern Kondition und Durchhaltevermögen, dafür entlohnt die einzigartige Landschaft von Oberlausitz und Schlesien sowie die Kombination aus Natur und beeindruckender Historie.
Zweite Etappe
Die zweite Etappe führt uns von Wigandsthal nach Löwenberg. Der Artikel erscheint kommenden Samstag – stay tuned!
Ausrüstung
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2 Kommentare
Tolle Bilder!
Und von Zittau aus zu starten ist ja eine schöen Idee, da war ich vor Jahrzehnten, ohne Rad, unsere Partner(studentengemeinde) besuchen.
Wie kommt ihr da sprachlich in Tschechien und Polen zu Recht? ich schäme mich immer etwas, die Sprache des Gastlandes nicht zu können
Liebe Barbara,
irgendwie war mir dein Kommentar durch die Lappen gegangen, sorry für die späte Rückmeldung! Ich finde es immer schön, zumindest grundlegende Vokabeln wie „bitte, danke, guten Tag, hallo guten Morgen, gute Nacht und ein paar Zahlen und wichtige Lebensmittel“ zu können. Da hilft dann aber vor Ort auch der Übersetzer auf dem Handy. Die Einheimischen freuen sich immer total, wenn man es zumindest versucht. Und alles andere lässt sich mit Händen und Füßen und Übersetzer auch so bewerkstelligen. Hab keine Angst davor, es wird funktionieren! Und manchmal spricht auch jemand Deutsch oder Englisch :).
Ich bin gespannt, ob du deine Idee umsetzt, lass es mich wissen!
Radreiseglückliche Grüße
Bernd