Jülich nach Dijon | gesamt 213 km
Neuerburg (DEU) – über Luxemburg nach Nittel (DEU) | Tag 3 | heute 65 km | 530 HM
Heute morgen ist alles nass. Zelt, Radhose, Shirt und Handtuch, die ich außen zum Trocknen hingehängt habe, sind nasser als beim Aufhängen. Ja, das ist ein Problem im Herbst. Ich bin der Erste, der auf dem Platz wach ist, trinke erst einmal einen Kaffee und frühstücke, bevor ich das klitschnasse Zelt einpacke. Anderthalb Stunden später verlasse ich entlang der Ruine Beilsturm und der benachbarten mittelalterlichen Burg Neuerburg den Ort, der sich zwischen den Bergen entlang schlängelt.
Der Enztal-Radweg
Ich folge nun dem Enztal-Radweg, der die Höhen des „Wilden Islek“ mit dem fruchtbaren Gutland verbindet und von Nord nach Süd zwei sehr unterschiedliche Landschaften durchläuft. War Neuerburg noch vom rauem Schiefergebirge mit über 500 Höhenmetern umgeben, beginnt ab Sinspelt das Gutland mit Äckern und Streuobstwiesen.
Der Rote Puhl lädt mich aber zunächst zu einer kurzen Pause ein. Hier ist der typische Sandstein mit seinen verschiedenen Schichten besonders gut zu bewundern. Der scheue Eisvogel findet hier Nistplätze, teils natürlich, teils mit künstlichen Brutröhren.
Überall entlang der Wege stehen Apfel-, Birn- und Pflaumenbäume. Saftige, rote Äpfel lachen mich an, und ein frischer Apfel versüßt mir die Weiterfahrt entlang einer schier endlosen Vielfalt an Apfel- und Birnensorten. Bäume wie aus dem Bilderbuch. „Ein Birnbaum in seinem Garten stand…“, kommt es mir in den Sinn.
Kurz vor Irrel fahre ich an neun spitz zulaufenden Häuschen vorbei. Es sind Übernachtungshäuschen, eins ist offen. Das wäre toll für die kommende Nacht, doch ich habe um 12:00 noch keine 30 km geschafft. Statt dessen setzt nun der Regen ein, während ich an großen Hopfenreben vorbei komme.
Grenzsprung nach Luxemburg
Ich überquere den Grenzfluss Sauer und stehe mit meinem Rad das erste Mal in Luxemburg, mit Belgien sind es nun zwei neue Länder in meiner Europa Sammlung. Überhaupt kann man alle paar Kilometer einfach wieder über eine Brücke ins andere Land wechseln. Großartig, wenn ich mich da an die imposante Grenze über die Narva nach Russland erinnere. Ohne Visum gibt’s dort kein Weiterkommen, die Grenze trennt auch die Systeme.
Der Regen wird heftiger, und so fahre ich die nächsten zwei Stunden entlang der Sauer auf dem Fahrradweg des Trois Rivières bis Wasserbillig in voller Regenmontour, die ich vorsorglich schon in Deutschland angelegt hatte. In Wasserbillig, wo die Sauer und Mosel sich vereinen, quere ich mit einer kleinen Fähre für 1,50 € wieder nach Deutschland. Ich lege nach 54 km eine Pause ein, und genieße eine schöne salzige Pommes für meinen Salzhaushalt und gegen Beinkrämpfe, die mich gestern Abend etwas ärgern wollten.
Als ich weiterfahre, beginnt es wie aus Kübeln zu gießen. Das Wasser schwimmt auf den Straßen, und ich beschließe heute indoor zu nächtigen, meine Sachen sind ja von gestern noch nicht trocken. Und meine Fingerkuppen werfen schon Wellen, sie sehen aus wie nach einer Stunde Schwimmen!
Zeit zum Trocknen
So finde ich in Nittel nach 64 Kilometern das Weingut Apel, mit einem tollen Zimmer zu moderatem Preis. Ich breite meine Sachen zum Trocknen aus, bis kaum noch Zimmer zu sehen ist. Abends sitze ich ich Winzerlokal des Weinguts und widme mich meinem Blog, der am dritten Tag immer noch keinen Text zu sehen bekam. Geht ja gar nicht, denke ich mir schmunzelnd bei einem Glas Wein. Morgen geht’s mit frischen Kräften weiter, und es ist kein Regen angekündigt!