Ostsee-Umrundung | gesamt 7.239 km
Kopenhagen (DNK) | Tag 93 | heute 17 km
Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks mit Sitz des Königshauses und über 600.000 Einwohnern, liegt gerade einmal 28 Kilometer durch die Ostsee getrennt entfernt von Schweden.
Eigentlich fahre ich an meinen freien Tagen nicht Fahrrad, sondern schone mich. Aber in Kopenhagen ist das natürlich undenkbar, denn hier ist das Fahrrad unabhängig von Einkommensklassen das Hauptfortbewegungsmittel.
Der ‚Runde Turm‘
Tipp: Mein erster Weg führt mich zum und auf den 34,80 Meter hohen ‚Runden Turm‘. Ein Schneckengang führt nach oben, der früher auch mit Pferden benutzt wurde. Zar Peter der Große erklomm den Turm unter anderem mehrfach auf dem Pferderücken. Ganz oben angekommen ist nicht nur eine Aussichtsplattform, sondern in der Spitze auch ein Observatorium untergebracht. Der Turm war über Jahrhunderte das Zentrum der dänischen Astronomie. Und stellte bei der Vermessung Dänemarks ab 1760 den geographischen Mittelpunkt Dänemarks dar. Ebenfalls zu besichtigen sind die Bibliothek, in der aktuell eine Ausstellung zur Mondmission zu sehen ist, der Glöcknerboden, sowie der hohle Kern des Turms. Eintritt: faire 25 dänische Kronen.









Weiter geht es zum Schloss Rosenborg, erbaut 1606 von Christian IV. als Lustschloss. In ihm werden im Erdgeschoss die dänischen Kronjuwelen und Insignien aufbewahrt.



Agpalilik – 20 Tonnen Eisen
Bei der Weiterfahrt komme ich zufällig vor dem geologischen Museum an einem der größten Eisenmeteoriten der Welt vorbei. Forscher fanden den 20 Tonnen schweren Agpalilik 1963 in Nordwest-Grönland. Heutzutage wiegt er 16 Tonnen, nachdem ein Stück von ihm für wissenschaftliche Untersuchungen abgetrennt wurde. Er ist immer noch auf dem Originalträger, mit dem er aus den Bergen entfernt wurde. Ein ganz schöner Brocken!

Kopenhagen Radfahrstadt
Ich muss erst lernen, mich in den Kopenhagener Radverkehr einzuordnen, denn die Radwege führen jeweils nur in eine Richtung. Man muss also die Straßenseite tatsächlich wechseln, um in die andere Richtung zu gelangen. Es gibt sehr viele Einbahnstraßen, was ich mir dadurch erklären kann, dass viele Fahrradwege im Nachhinein Autospuren abgelöst haben. Ist man aber erst einmal auf einer Radspur, so fließt es geschmeidig auch über Kreuzungen mit grüner Welle dahin. Ich war bislang nur in einer so gut ausgebauten Radstadt unterwegs, Rotterdam, aber die Umsetzung hier ist große Klasse.




Ich komme zur Frederikskirche, auch Marmorkirche genannt. Die größte Kuppel einer skandinavischen Kirche auf 12 Säulen.



Und natürlich führt kein Weg an dem knapp 200 m entfernten Schloß Amalienburg vorbei, der Residenz der Königin und neben der Meerjungfrau dem Wahrzeichen der Stadt. Es ist sogar geflaggt, das heißt die Königin ist aktuell in Kopenhagen.


Auf dem Weg zum anderen Wahrzeichen, der kleinen Meerjungfrau, passiere ich noch das Kastell von Kopenhagen aus dem Jahr 1667.



Nachdem ich auch der Meerjungfrau einen Besuch abgestattet habe, die erwartungsgemäß von Touristen (wie mir) belagert wird, fahre ich zum neuen Hafen. Dort strahlt mich das bekannte Bild der bunten Häuser am Wasser an. Auf einen Kaffee verzichte ich jedoch, denn hier ist es noch voller als bei der Meerjungfrau.



Christiania – Stadtteil der Freidenker und Kiffer
Stattdessen setzte ich meinen Weg fort nach Christiania, einer vom Staat geduldeten Kommune. Es erinnert mich ein wenig an das Hambacher Forst Camp, aber in Version 3.0, statt Hütten und Zelte gibt es hier Steingebäude. Außerdem bieten Händler auf einem großen Platz in der Mitte Wheat in allen möglichen Varianten vollkommen offen feil. Fotografieren verboten. Mir laufen ‚Red Dragon‘ und ‚Juicy Pussy‘ über den Weg, und die Menschen sind sehr freundlich zu mir: Fortlaufend werde ich auf Kekse eingeladen. Je mehr das Tageslicht schwindet, desto mehr schräge Gestalten hängen jedoch in dem Gebiet rum.







Tipp: Erst in einem Café am Rand von Christiania traue ich mich mein Rad anzuketten, einen Cappuccino trinken zu gehen, und ein wenig zu bloggen. Nach dem Cappuccino folgt später ein Abendessen, was soll ich lange suchen, im Streetfood Café Loppen (Stand 04/2022 wohl leider dauerhaft geschlossen) fühle ich mich wohl.
Auf der Rückfahrt passiere ich noch ein interessantes altes Gebäude, die Börse von Kopenhagen.

Kopenhagen ist in jedem Fall einen Besuch wert. Das Gebiet ist ähnlich weitläufig wie das von Stockholm, so dass die Benutzung eines Fahrrads obligatorisch ist. So konnte ich die Hauptsehenswürdigkeiten tatsächlich an einem Tag anschauen.
Ich kann mir vorstellen, hier noch weitere Zeit zu verbringen, gibt es doch interessante Museen, wie zum Beispiel das geologische Museum, vor dem ich den riesigen Meteoriten bewundern durfte. Oder den Freizeitpark ‚Tivoli‘ aus dem 19. Jahrhundert, der leider erst morgen wieder öffnen wird. Gestern Abend konnte ich zumindest einen kurzen Blick hinein werfen, als Musical Besucher den Park verließen. Er wird gerade für Halloween geschmückt.
Aber morgen soll es schon weitergehen – und Kopenhagen ist bei weitem keine günstige Stadt. Die Wettervorhersage sagt fast für den ganzen Tag Regen voraus, teilweise recht stark. Ich möchte aber in jedem Fall mindestens 60 km vorankommen und werde versuchen sie in die regenarme Zeit zu legen.
Die letzten zwei Wochen meiner Fahrradtour brechen an. Ich werde zunächst weiter Richtung Süden fahren und die erste Herbstferienwoche nutzen, um mit meiner Frau und meinem jüngsten Sohn eine Woche auf Fehmarn zu verbringen. Wir freuen uns so sehr auf die gemeinsame Zeit. Anschließend setze ich von Fehmarn aus wieder nach Dänemark über und werde die Tour entlang der Ostsee bis Lübeck vollenden.
2 Kommentare
Dann genießt die Woche auf Fehmarn, wenn ihr an einem SUP Verleih (Strand in der Nähe von Burg) einen Typen trefft, der eine Schweizer Flagge am Verleih Container gehisst, grüßt ihn von mir … ich kenne ihn aus der Schweiz, da haben wir viel zusammen gearbeitet .. vielleicht hast du schon mal von C. von Grächen gehört …
Schöne Ferien von der Auszeit, oder Auszeit von der Auszeit, oder Urlaub in der Auszeit! Und danach hoffentlich gutes wieder rein kommen!
Liebe Ulla,
man merkt, dass ihr eine Familie seid, Carola hat mir auch schon einen Hinweis gegeben! Na da werde ich auf jeden Fall mal Ausschau halten!
Dankeschön, wir freuen uns sehr auf die gemeinsamen Fehmarn Tage. Noch knapp 200 Kilometer für mich. Und morgen soll es nicht regnen, juhu! Ist es dann danach wie eine neue Tour nach einer Woche Pause? Oder steige ich einfach nahtlos wieder ein? Spannend!
Radreiseglückliche Grüße
Bernd