Ostsee-Umrundung | gesamt 6.221 km
Uppsala (SWE) – Stockholm (SWE) | Tag 79 | heute 76 km
Auch heute Morgen sehe ich absolut niemanden im Hostel. Den sechs Schuhpaaren nach zu urteilen, die in der Lobby standen, sind es Arbeiter, die hier übernachtet haben, und entsprechend früh ab 6 Uhr auf den Beinen sind. Dann habe ich einfach Ohrenstöpsel genommen und alles war leise. Kurios: Weder gestern Abend, noch heute Morgen habe ich einen von ihnen gesehen. Es war, als hätte ich das Hostel für mich. Nur einer der Duschräume war einmal besetzt. Es hat nicht einmal jemand gesehen, wie ich mein Norwid in die zweite Etage geschleppt habe, und heute Morgen wieder hinunter!
Naturreservat Kungshamn-Morg
Als ich das Hostel verlasse und die Route checke, sehe ich auf Komoot einige schöne Aussichtspunkte im Naturreservat Kungshamn-Morga. So beschließe ich, nach ungefähr acht Kilometern die Straße zu verlassen. Mich erwarten kleine verwurzelte und felsige Pfade, die kaum mit meinem Reiserad zu bewältigen sind und ganz schön mutig sind mit meinen Speichenbrüchen. Ich brauche nicht noch mehr davon.
So ergeben sich seit langem noch einmal viele Schiebepassagen, die Aussicht vom Naturreservat auf die Ostsee ist jedoch wunderschön. Schnell verliere ich ungefähr anderthalb Stunden an Zeit für knapp zwei Kilometer Weg. Dafür gewinne ich viele schöne Bilder in mir und einige für euch!
Wechsel zum Urbanen
Die Weiterfahrt nach Stockholm ist unspektakulär. 40 Kilometer vor Stockholm durchfahre ich die nicht besonders schöne Stadt Märsta neben der Einflugschneise zum Flughafen von Stockholm. Seit langem sehe ich wieder aktiven Flugverkehr am Himmel. Ich brauche dringend Lebensmittel, aber so richtig wohl fühle ich mich nicht, meine Sachen alleine zu lassen, hier sind seltsame Gestalten unterwegs. Ich bemerke einen Wechsel von der wunderschönen Naturlandschaft in die urbane Welt einer Großstadt, wie ich ihn seit Helsinki nicht mehr wahrgenommen habe.
Oft ist es so, dass ich sehr neugierig auf eine neue Stadt bin, im Moment der Einfahrt in den Großstadtverkehr und des Eintauchens in die Menschenmassen am liebsten aber direkt wieder umdrehen würde. Zurück in diese unglaublich schöne Natur und die Stille, in der man nur seinen Atem und die Stimmen der Tiere hört. In der alle Sinne geschärft sind und die Wahrnehmung diese großartigen Glücksgefühle zulässt. Nach der langen Zeit der Ruhe schreit nun der nicht schweigen wollende Lärm des Großstadtverkehrs in meinen Ohren. Vorgestern sagte ich noch zu Ludvig und Irene: „Hört mal, diese Stille. Unglaublich!“. Und wir lauschten zusammen der Stille. Momente für die Ewigkeit.
Der Weg nach Stockholm wird ab nun von einem hervorragend ausgeschilderten Radweg begleitet. Trotzdem muss ich mich immer einmal wieder orientieren und die Einfahrt in Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern ist immer etwas zeitintensiver. Im Falle der schwedischen Haupstadt Stockholm sprechen wir von 1,4 Millionen Einwohnern.
Ich werde zunächst in Stockholm bleiben und mir die Stadt ansehen. So viel Zeit muss sein. Dabei soll die Regeneration nicht zu kurz kommen. Ich beginne mit einem Essen in einem persischen Restaurant und lasse den Abend ruhig im Hotelzimmer bei einem Bierchen ausklingen.
2 Kommentare
hallo bernd,
du siehst auf den fotos echt „radreiseglücklich“ aus !
ich wünsche dir gute weiterfahrt OHNE speichenbruch und MIT netten leuten…….und öfters mal schön herbstliches sonnenwetter !
ich habe (endlich ) vor paar tagen gespendet und hoffe, die 5000,-marke wird noch geschafft !
viele grüße charlott
Liebe Charlott,
danke! Morgen geht’s weiter von Stockholm aus, wo ich ein wenig regeneriert habe.
Deine Spende ist angekommen, Karl hatte es mir erzählt. Hab herzlichen Dank dafür im Namen der Sri-Lanka-Hilfe Aachen, ich habe Dich auf der Seite der Direktspenden notiert!
Radreiseglückliche Grüße
Bernd