Ostsee-Umrundung | gesamt 3.660 km
Porvoo (FIN) – Helsinki (FIN) | Tag 49 | heute 70 km
Der Tag beginnt mit einem Frühstücksbuffet in der gegenüberliegenden Schwimmhalle von Porvoo. Für 7 € kann ich mir die Energie für den Tag aneignen. Ich fühle mich heute Morgen sehr ausgelaugt, und freue mich daher über diese Möglichkeit. Dabei schaue ich den Schwimmern zu, wie sie ihre Bahnen ziehen. Ich lasse es heute gemütlich angehen. Die letzten Tage stecken mir doch arg in den Knochen.
Nachdem ich gestern Abend einen Radladen entdeckt habe, kaufe ich mir zunächst ein neues Paar Radhandschuhe. Mein letztes war Tristan ja in Polen abhanden gekommen, das vorletzte Paar in den Niederlanden im Zug. Ich muss schmunzeln und fachsimpel kurz mit dem Besitzer, der ein Foto von sich und dem berühmten Teufel der Tour de France neben der Kasse stehen hat.
Heute hat mein Jüngster Geburtstag. Ich nehme mir die Zeit mich in Porvoo noch für einen Cappuccino in den Hafen zu setzen und eröffne einen Videochat mit ihm. Wie gerne würde ich den Tag mit ihm erleben.
Unterwegs treffe ich wieder auf eine frisch überfahrene Ringelnatter. Ein freundlicher Rennradfahrer hält an und fragt mich, ob er helfen kann. Nein, hier ist nicht mehr zu helfen. Ich erspare euch heute das obligatorische Foto.
Entlang der typischen steingezeichneten Wege führt mein Weg oft malerisch weiter Richtung Helsinki. Auf diesen Wegen macht Radfahren wieder Freude, nur der seit drei Tagen anhaltende Gegenwind macht es schwierig. Die romantische Schleife führt zurück Richtung Hauptstraße. Radweg, Landstraße und Autobahn verlaufen an einer Stelle ganz parallel. Ich bin überzeugt, hier wurde das alte Computerspiel ‚Frogger‘ erfunden.
Eigentlich möchte ich noch etwas weiter fahren, aber ich komme an einem Kaffee vorbei. Es liegt gar nicht einmal so schön direkt an der Haupstraße, jedoch sieht es sehr einladend aus. Und so drehe ich rum, und finde ein kleines sehr gemütliches Café vor.
Tipp: Café Pikkurastas. Hier gibt es nicht nur sehr leckeren Kaffee, sondern auch leckere Quiches und leckeren selbstgebackenen Kuchen. Dazu werde ich sehr nett von der Eigentümerin bedient, und wir unterhalten uns über die ausgestellte Kunst und den Sinn des Lebens. Schnell muss ich an das Buch ‚Café am Rande der Welt‘ denken, und empfehle ihr dieses tolle Buch von John Strelecky. Sie notiert es sich sofort.
Abseits der Hauptstraße nur etwa 15 Kilometer vor Helsinki fahre ich durch ein Vogelschutzgebiet. Ich entdecke einen Aussichtsturm und bleibe einige Minuten auf der Plattform. In der Zwischenzeit kommen zwei Wanderer und beziehen Posten auf der Plattform unter mir. Als ich wieder hinuntergehe, spricht mich einer der beiden an, woher ich komme und wohin ich fahre.
Finnland – Land der 188.000 Seen
Ich spreche eine ganze Weile mit Matti. Er ist 55 Jahre alt und hat lange in Schweden und Norwegen gelebt, ist aber dann in seine Heimat Finnland zurückgekehrt. Das ist die Gelegenheit, um ihn zu fragen, warum er so gern hier lebt. Seine Antwort: Er war auch in Luxemburg und in Deutschland unterwegs und ihm ist aufgefallen, dass es dort kaum Seen gibt, und auch in Schweden und Norwegen sind sie bei weitem nicht so häufig. Damit wurde ihm klar, wie sehr er die Seenlandschaft Finnlands mit seinen rund 188.000 Seen liebt.
Helsinki
Die Fahrt nach Helsinki, der Hauptstadt der Finnen mit rund 630.000 Einwohnern, gestaltet sich einfach. Radwege und feine Wege durch Parks entlang der Küste machen den Weg einfach und ungefährlich. Ein krasser Gegensatz zu St. Petersburg. Erstmals seit langem sehe ich in einer Stadt wieder wartende Radfahrer auf Radwegen an Ampeln. Das sieht man in der Form nur in Städten, in denen das Radfahren einen hohen Stellenwert hat. Ich erinnere mich, dass es in Rotterdam ähnlich war.
Im Hostel eingecheckt kommt erstmal die große Wäsche. Zwei Tage bieten immer die Möglichkeit, dass alles trocken wird. Also Hose, Unterwäsche etc., alles, was etwas länger zum Trocknen braucht. In die tägliche Wäsche fällt sonst nur Radhose, Trikot und Socken – was davon morgens noch feucht ist, wird hinten aufs Rad gespannt, solange es nicht regnet.
Zum Essen treibt es mich heute Abend zu einem Nepalesen. Das Essen ist sehr indisch, es schmeckt wirklich gut. Billig ist es hier nirgends, vielleicht ist der preisliche Kontrast zwischen Baltikum, Russland und Finnland auch einfach sehr hoch. Aber es kann einem schon ein wenig den Appetit verderben. Das Bier liegt bei 7 €, durchschnittlicher Hauptspeisen-Preis bei über 20 €. Dabei ist Nahrungsaufnahme mit das Wichtigste für mich auf der Tour.
Auf dem Rückweg mache ich noch ein paar Nachtaufnahmen der schönsten Spots in der Stadt. Es ist schade, alleine hier unterwegs zu sein, ich mag gemeinsames Entdecken doch viel lieber. Aber ein bisschen seid ihr ja mit dabei, also viel Spaß mit meinen Fotos! Gegen Mitternacht falle ich schließlich in den wohlverdienten Schlaf.
2 Kommentare
…die Bilder sind toll.! ?
?Susi ( ich vermisse dich ❤️)
Und ich Dich – so sehr ❤️. Es wäre so schön, die Dinge mit Dir gemeinsam zu sehen!
? Bernd