Ostsee-Umrundung | gesamt 1.722 km
Pāvilosta (LVA) – Miķeļtornis (LVA) | Tag 22 | heute 108 km | ?
Gestern wurde es super spät, wir erreichten den Platz erst gegen 22:00 Uhr, weil der vorherige um 20:00 Uhr wegen einer Hochzeit geschlossen hatte. Was wir nicht ahnten: wir mussten auf die 87 Kilometer nochmal 40 Kilometer drauf legen. Dort wurden uns wortlos 10 € abgeknöpft. Erst auf Nachfrage wurde uns widerwillig mit einem Fingerzeig ein Plumpsklo gezeigt. Dusche? Nein. Da haben wir drauf bestanden. So macht der Kek einfach die Tür zu einer der Hütten auf und meint: „Da!“. Darauf kommt die dort wohnende Familie und sagt mit Recht: „Nein, unser kleines Kind schläft nebenan, wir kennen die Leute doch gar nicht!“. Irgendwann findet sich noch eine Hütte, in der wir die abgeranzte Dusche mitbenutzen dürfen. Ich tippe wegen Zeitzone bis zwei Uhr morgens am Blog.
Erst am nächsten Morgen gehen wir bis zur Kante am Meer, und merken, dass wir auch hier unser Zelt hätten aufbauen können. Niemand hat uns etwas davon gesagt, obwohl wir nachgefragt hatten. Traumhafte Aussicht, aber wir hätten eh nichts davon gehabt, so spät wie es war.
Wir sind froh, den Platz zu verlassen und können das seltsam riechende Wasser des Campingplatzes zehn Kilometer später durch frisches kühles Wasser aus dem Supermarkt ersetzen. Außerdem gibt es von einem kleinen Stand saftige, frische Pfirsiche und Pflaumen. Unglaublich lecker!
Der Teer schmilzt unter den Reifen
Die nächste Pause findet an einer Brauerei statt, es gibt Limo, Eis und Auffüllwasser für uns. Wir haben zwar beide noch zwei Flaschen, aber haben aus der Wasserknappheit von gestern gelernt. Und es ist heiß heute: das Thermometer zeigt 34,5 Grad, der Asphalt hat 45 Grad und der Teer schmilzt auf der Straße und klebt unter den Reifen. Wenn Autos drüber fahren hört es sich an, als seien die Straßen nass.
Als wir Ventspils erreichen, staunen wir. Die Stadt wirkt unglaublich aufgeräumt, am Konzertsaal gibt es Livemusik und einen schönen Brunnen, an dem Kinder sich abkühlen. Wir auch, zumindest im kühlen Sprühwasser! Wir fahren ein wenig durch die Stadt, stärken uns und verlassen die Stadt wieder, vielen weiteren Kilometer der Landstraße folgend.
Als wir nach 80 Kilometern gegen 19:30 Uhr nach diesem heißen Tag die Tagesetappe beenden wollen, um in die Ostsee zu springen, schaffen wir es nicht bis zum Meer durchzudringen. So bleibt uns wildes Camping heute versagt und wir müssen noch weiter. Der nächste Campingplatz ist 20 km entfernt, und es ereilt uns das gleiche Schicksal wie gestern. Am Ende haben wir wieder eine 104 Kilometer Tagestour.
Camping Miķeļbāka
Tipp: Dafür finden wir einen top Campingplatz in Miķeļtornis. Martins, der Eigentümer des Kempings Miķeļbāka heißt uns herzlich willkommen. Es gibt super sanitäre Anlagen in einer tollen Blockhütte, und auch Blockhütten zur Vermietung. Das Angebot an Getränken und Essen ist reichlich, wir freuen uns aufs Frühstück und nicht die Kochsachen auspacken zu müssen. Ein kompletter Kontrast zum Platz von gestern!
Ich springe im fast Dunklen noch kurz in die Ostsee, während der Himmel von rot über orange in Ultramarinblau übergeht, die Sonne ist schon hinter dem Horizont verschwunden. Der Fotoapparat ruht im Zelt. Macht einfach die Augen zu, atmet tief durch, und stellt euch das Rauschen der Ostsee und die Farben vor. Das Bad ist allerdings eher ein fünf Meter Schwimmen, denn es ist schon unheimlich, als einziger am Strand in der Dunkelheit ins schwarze Meer unterzutauchen.
Das Netz ist schlecht, so dass der Blog von gestern erst am nächsten Tag live gehen kann, irgendwann gebe ich entnervt mit 2 Tagen Rückstand auf.