Es ist Anfang 2018, als wir uns während einer Radtour unterhalten. Wir wäre es mit einer großen Radtour? Einer WIRKLICH großen Radreise, über einen Zeitraum von mehreren Wochen? Die erste Idee von unserem Sohn Tristan: Von Deutschland nach Japan. Zu dieser Zeit ist er auf einem Japan-Trip. Schnell wird uns klar: Wir müssen viele Länder queren, die durchaus zu Risikoländern zählen. Für eine erste wirklich große Radreise ist uns das dann doch zu heikel. Vielleicht ja irgendwann mal? Wir suchen nach Alternativen.
Tipp: Uns läuft das europäische Netzwerk EuroVelo über den Weg. Mit mittlerweile 19 europäischen Strecken baut es ein europäisches Fernradwegenetz aus. Der Ausbau ist dabei für viele Strecken noch nicht komplett, aber die Idee länderübergreifender Radwege in einem vereinten Europa gefällt uns. Es gibt viele Strecken, von Nord nach Süd, von West nach Ost.
Die erste Idee ist die EV7 Route vom Nordkap nach Malta. Da Tristan aber nicht besonders wärmeliebend ist, fällt der Blick rasch auf die EV10, die Ostseeküsten Route. Wir freunden uns mit der Route an.
Aber wann wäre das möglich? Ich habe einen Job und Tristan geht zur Schule. Noch…
Tristan wird 2019 Abitur machen und danach ergibt sich einer der wenigen Slots, bevor es mit Studium und Arbeit weitergeht. Und ich überlege zu diesem Zeitpunkt sowieso, ob es nicht an der Zeit ist weiterzuziehen und einen neuen Job zu suchen, in dem ich neue Herausforderungen finde. So beschließe ich im Sommer 2018 nach unserer Tour „Niederländischer Küstenradweg LF1“ einen Masterplan zu erstellen – und meinen Job 2019 zu kündigen.
Im Masterplan ist alles enthalten, was ich für einen reibungslosen Ablauf brauche. Von der Abgabe der Kündigung, Zeitpunkt der Meldung beim Arbeitsamt, Beantragung von Visa für die Reise etc. Ja, ihr lest richtig: Ich entscheide auch ohne konkreten neuen Job nach 20 Jahren zu kündigen, denn mein jetziger Arbeitgeber erlaubt eine solche Auszeit nicht. Die Meldung beim Arbeitsamt ist eine Absicherung, denn ich bin sicher, anschließend selber wieder einen motivierenden Job zu finden. Und ich finde es spannend herauszufinden, wie die Dinge funktionieren. Bis zur Kündigung bleibt das Projekt bei meinen Kollegen geheim.
Anders bei engen Freunden, dort folgt eine interessante Zeit: Sie zeigen sich als Entmutiger oder Ermutiger. Die Entmutiger können dem nicht folgen, sie lieben die Sicherheit und würden diese niemals aufgeben für die Realisierung von Lebensträumen. Vielleicht trauen sie sich aber auch nur nicht und würden eigentlich ganz gerne?
Die Ermutiger befeuern die Idee. Sie ermutigen dazu Lebensträume zu leben. Denn sie haben längst erkannt, welche Komponenten verantwortlich sind für das persönliche Glück.
Nachdem auch die Kollegen informiert sind, höre ich oft: „Ich würde selbst gerne.“ Ich antworte gerne: „Ja dann mach doch!“, und kurz huscht dieses Lächeln über ihr Gesicht, das so vieles ändern kann. So fing es auch bei mir einmal an…
Apropos Glück: Ich bin ja nicht alleine, sondern Teil einer Familie. Unterstützt ein solches Projekt auch der Partner? Um das herauszufinden, ging es für ein langes Wochenende in ein kleines Eifelhotel am Meerfelder Maar. Über Glück philosophieren und die Träume des anderen hören und verstehen. So wussten beide, was der andere sich wünscht und wohin der Weg uns führt. Am Ende sicher zueinander. Ich bin jedenfalls sehr dankbar für eine so verständnisvolle Frau, die sich für mich wie für sich vor allem eines wünscht: glücklich sein.
Es entsteht die Idee, die Radreise in einem Blog zu begleiten und darauf auch die bisherigen Touren zu zeigen. Es geht nicht nur um die Reisen, es geht auch um Gedanken, Begegnungen, Grenzüberschreitungen, Erfolge und Herausforderungen. Es geht um Tipps zu besonderen Orten, und natürlich auch zur Ausstattung eines Radreisenden.
Neben der Masterdatei gibt es auch eine Baltic Sea Project Datei. Was darin steht, und was in der Vorbereitungszeit ansteht, speziell nach meinem letzten Arbeitstag, werdet ihr in weiteren Blogeinträgen lesen.
Stay tuned.